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Aug 20

Weltweite Fahndung nach mutmasslichem Todesfahrer Mutter des Verdächtigen: „Er soll sich der Polizei stellen!“

Die Polizei sucht Younes Abouyaaqoub. Er soll den Auto-Anschlag in Barcelona verübt haben 
Foto: AFP PHOTO / MOSSOS DESQUADRA

Younes Abouyaaqoub (22) galt früher als schüchtern +++ Katalanische Polizei weiterem Verdächtigen auf der Spur +++ Imam gilt als Kopf der Terrorzelle +++ Einer der Attentäter war im Dezember in der Schweiz +++ Kataloniens Innenminister: Terrorzelle ist zerschlagen +++ Polizei sucht drei Autos

Barcelona Wo steckt Younes Abouyaaqoub (22)? International wird nach dem Terroristen gefahndet. Er soll am Donnerstag in Barcelona 13 Menschen totgefahren haben, 120 weitere wurden verletzt. Seine Mutter fordert ihn zur Aufgabe auf.

„Er soll sich der Polizei stellen. Ich will nicht, dass sie weiter töten“, sagte Hanno Ghanim laut des katalanischen Rundfunksenders Televisió de Catalunya i Catalunya Ràdio.

Aber: Sie glaubt nicht, dass ihr Sohn etwas mit den Attacken in Barcelona und Cambrils zu tun hat. Er solle sich stellen, damit alles geklärt werde. „Mir ist es lieber, er kommt ins Gefängnis, als dass er stirbt.“

Die Mutter von Younes Aboyaaqoub
Die Mutter von Younes Aboyaaqoub richtete öffentlich einen Appell an ihren Sohn. Sie forderte ihn auf, sich der Polizei zu stellen

Unterdessen ist die katalanische Polizei einem weiteren Verdächtigen auf der Spur. „Wir sind sehr nah an einer Person dran, die mit beiden Attentaten in Verbindung steht“, erklärten die Sicherheitskräfte. Seine Rolle sei aber unklar. Eine weitere Spur der Terrorermittlungen führt in die Schweiz. Mindestens einer der Attentäter hielt sich im Dezember 2016 dort auf.

In Zusammenhang mit den Anschlägen in Barcelona und Cambrils sucht die Polizei laut der Zeitung „La Vanguardia“ drei Autos. Es handelt sich demnach um einen grauen Seat Ibiza, einen VW Touran und einen Renault Clio mit französischem Kennzeichen. 

Abouyaaqoub galt früher als schüchtern

Mit rund 40 Familienangehörigen der Terroristen hatte sich die Mutter von Abouyaaqoub am Samstag in Ripoll, rund 100 Kilometer nördlich von Barcelona gelegen, versammelt, um sich von den Terrorakten zu distanzieren. Sie trugen Plakate mit der Aufschrift „Nicht in unserem Namen“. In Ripoll hatten einige der Verdächtigen gewohnt.

„Nicht in meinem Namen“ – in Ripoll haben sich über 40 Familienmitglieder der Terroristen von dem Anschlag distanziert
„Nicht in meinem Namen“ – in Ripoll distanzierten sich über 40 Familienmitglieder der Terroristen von dem AnschlagFoto: Francisco Seco / AP Photo / dpa

Auch Teile der Familie von Abouyaaqoub leben in der katalanischen Kleinstadt. Sie gehören dort zu einer rund 700-köpfigen Gemeinde mit marokkanischen Wurzeln. Der gesuchte Terrorist wurde laut „El Pais“ am 1. Januar 1995 in der marokkanischen Stadt Mrirt geboren.

Ehemalige Klassenkameraden beschrieben Abouyaaqoub gegenüber der spanischen Zeitung „La Vanguardia“ als sehr schüchtern. „Er war ruhig und ist nie in Schwierigkeiten gekommen. Niemand kann glauben, dass er in der Lage war, so etwas zu tun.“

Hat sich der Gesuchte nach Frankreich abgesetzt?

Bei der Fahndung nach Abouyaaqoub hat die spanische Polizei mehrere Straßensperren im Nordosten des Landes errichtet. Laut Medienberichten konzentriert sich die Suche auf die Städte Ripoll und das rund 30 Kilometer südlich gelegene Manlleu. Möglicherweise hat sich der Verdächtige nach Frankreich abgesetzt.

Abouyaaqoub soll mit dem weißen Lieferwagen auf der Flaniermeile „Las Ramblas“ in Zick-Zack-Linien durch die Menge geprescht sein. Der Fahrer stürmte zu Fuß davon. 

Der Terror-Van: Mit diesem Transporter raste der Attentäter durch Barcelona
Der Terror-Van: Mit diesem Transporter raste der Attentäter über die Flaniermeile in BarcelonaFoto: Twitter

Er ist möglicherweise der Letzte der rund zwölfköpfigen Terrorzelle, der noch auf freiem Fuß ist. Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido erklärte am Samstag, die Terrorzelle sei inzwischen „zerschlagen“. Dieser Aussage stimmte am Sonntag der katalanische Innenminister Joaquim Forn zu. Die katalanische Regionalregierung hatte zunächst Zweifel an der Äußerung von Zoido.

Die Terrorzelle

Als Kopf der Terrorzelle soll der Imam Abdelbaki Es Satty fungiert haben. Er soll die Extremisten radikalisiert haben. Die Ermittler schließen nicht aus, dass Es Satty am Mittwoch bei der Explosion im vermeintlichen Versteck der Gruppe in Alcanar starb.

Kein Stein mehr auf dem anderen: Am Mittwoch wurde in Alcanar ein Haus gesprengt. Darin: Laut Polizei mindestens 20 Gasflaschen
Kein Stein mehr auf dem anderen: Am Mittwoch wurde in Alcanar ein Haus durch eine Gasexplosion zerstört. Darin lagerten laut Polizei mindestens 20 GasflaschenFoto: Sellart/EPA/REX/Shutterstock

Die Polizei entdeckte Medienberichten zufolge die sterblichen Überreste von drei Personen in den Trümmern des Hauses. Die Beamten vermuten, dass die Gruppe dort Sprengstoff lagerte und ein noch größeres Attentat als das in Barcelona vorbereitete.

► Zu der Terrorzelle zählte den Ermittlungen zufolge auch die marokkanischen Brüder Moussa Oukabir (17) und Driss Oukabir (27), der in Ripoll festgenommen wurde. Der 17-Jährige war zunächst als möglicher Fahrer des Lieferwagens bei dem Anschlag in Barcelona genannt worden.

Links: Driss Oukabir. Er soll der Kopf der Terror-Zelle gewesen sein, auf seinen Namen wurde der Van gemietet. Rechts: sein jüngerer Bruder Moussa (17 oder 18)
Driss Oukabir (l.) gehört zu den Inhaftierten. Sein Bruder Moussa wurde erschossenFoto: Imago, / AP Photo / dpa

Er wurde wie El Houssaine Abouyaaqoub (19), der Bruder des vermeintlichen Todesfahrers, Said Aallaa (19), Omar Hychami (21) und Mohamed Hychami (24) in Cambrils erschossen. Bei der Attacke in Cambrils kam eine Frau ums Leben.

► Neben Driss Oukabir nahm die Polizei Salh El Karib, Mohamed Houli Chemlal und Mohammed Saïd Aalla fest. Letzter war der Besitzer des Audi A3, mit dem die erschossenen Attentäter in Cambrils ein Blutbad anrichten wollten. Die Festgenommenen sollen voraussichtlich am Dienstag dem zuständigen Ermittlungsrichter Fernando Andreu vorgeführt und verhört werden.

Die zweite Attacke nach Barcelona: Bei einem Feuergefecht mit der Polizei in Cambrils wurden fünf Angreifer getötet
In Cambrils raste ein Auto in eine Polizeikontrolle, überschlug sich. Terroristen stiegen aus, gingen auf Menschen los. Sie wurden erschossenFoto: SELLART/EPA/REX/Shutterstock

Unklar ist der Verbleib von Youssef Aallaa. Wie der Imam El Satty könnte er zu den Todesopfern der Explosion in Alcanar zählen. Die Terrormiliz ISIS reklamierte die Angriffe in Spanien für sich.

Quelle: Bild

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