Claus-Peter Reisch, der deutsche Kapitän des Rettungsschiffs „Lifeline“, hat zwar mit der Seenotrettung nicht abgeschlossen, will aber erst einmal eine Pause machen. Für die Mission werde er allerdings nicht mehr fahren, kündigte er jetzt an.
„Es gibt Differenzen zwischen uns, ich will nicht über alles sprechen, aber vor allem gefällt mir deren politische Agitation nicht“, sagte Reisch zu „Zeit Online“. „Ich kann mich nicht mit Aussagen gemeinmachen wie etwa, der österreichische Kanzler Sebastian Kurz sei ein Baby-Hitler. Da bin ich nicht dabei. Und auch gewisse andere politische Aussagen, die da gemacht werden, sind nicht mein Ding. Vieles ist mir zu linksradikal.“
Ihm gehe es um Seenotrettung, nicht um politische Agitation, sagte Reisch weiter. „Auch wenn Seenotrettung auf dem Mittelmeer inzwischen eine politische Komponente hat. Leider. Das habe ich lernen müssen. Aber wenn wir schon Politik machen müssen, dann sollten wir doch einen anderen Ton anschlagen“, wird der Kapitän zitiert.
Freispruch im Berufungsverfahren
Reisch war in der vergangenen Woche in Malta in einem Berufungsverfahren freigesprochen worden. Er hatte die „Lifeline“ mit mehr als 230 Migranten im Juni 2018 in maltesische Gewässer gesteuert. Ihm war vorgeworfen worden, das Boot sei nicht richtig registriert gewesen. Er wurde damals in erster Instanz im vergangenen Jahr zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt. Ein Sprecher von Mission Lifeline hatte daraufhin Berufung angekündigt, weil Reisch unschuldig sei. Das Urteil sei „hanebüchen“, weil klar sei, „dass das ein politisches Urteil ist, es hat nichts mit Recht zu tun“.
Nach der Rettungsaktion war das Schiff, das unter niederländischer Flagge fuhr, tagelang auf hoher See blockiert worden. Es durfte erst in Malta anlegen, nachdem mehrere EU-Staaten zugesagt hatten, die Flüchtlinge aufzunehmen. Reisch wurde jedoch festgehalten und von der Polizei vernommen. Die „Lifeline“ wurde von den Behörden beschlagnahmt.
Die „Mission Lifeline“ bestätigte die Trennung von Reisch. „Wir werden in Zukunft getrennte Wege gehen“, schrieb die Organisation auf Twitter.
Quelle: Spiegel