Bericht: Medizinerkammer stellt in Sprachtests fachliche Defizite einiger Bewerber aus anderen Ländern fest. Diese dürfen aber nicht gemeldet werden. Todesfälle sind bekannt
Münster/Bielefeld. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe schlägt Alarm: Lückenhafte Fachkenntnisse ausländischer Ärzte die in Deutschland arbeiten wollen, drohen, so Kammerpräsident Theodor Windhorst aus Bielefeld, die Versorgung der Patienten zu beeinträchtigen. Der Grund: Die Kammer darf nur deren sprachliche, nicht aber ihre fachliche Kompetenz prüfen.
Das, so wird die Landesregierung zitiert, sei allein Aufgabe der Bezirksregierungen. Windhorst: „Es ist uns ein Dorn im Auge, dass wir zur Untätigkeit verurteilt sind, wenn wir fachliche Mängel feststellen.“ Solche Mängel haben in Westfalen-Lippe gerichtlich bestätigt bereits Leben gekostet. So ist an den vom Heimatland bescheinigten, aber offenbar doch fehlenden Kenntnissen einer Gynäkologin aus Libyen ein Kind in einem Krankenhaus in Westfalen-Lippe bei der Geburt gestorben. Die Ärztin wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und arbeitete an einem anderen Krankenhaus weiter.
Mangelnde Sprachkenntnisse
Im zweiten Fall starb ein Mann nach einem Sturz unter Alkoholeinfluss. Ohne weitere Diagnostik wurde er in die Psychiatrie eingewiesen. Dort starb er an einer Gehirnblutung. Sowohl der Notarzt als auch der diensthabende Arzt der Psychiatrie waren Ärzte „mit ausländischen Studienabschlüssen und fraglich ausreichenden Sprachkenntnissen“, so die Kammer.
Will ein Arzt mit ausländischer Qualifikation in Deutschland tätig werden, benötigt er eine staatliche Zulassung, die Approbation mit uneingeschränkter Berufserlaubnis. Erteilt wird die Approbation in NRW von den Bezirksregierungen. Kommen die Ärzte aus einem Mitgliedsland der EU, der EFTA oder der Schweiz, ist das einfach: Ihre Abschlüsse sind gleichwertig. Für Ärzte aus anderen Teilen der Welt wird ein Gutachten erstellt.
Region benötigt weiterhin Ärzte
Die Region ist auf ausländische Ärzte angewiesen. Ihr Anteil an den Assistenzärzten in Kliniken lag Anfang 2016 in OWL zwischen 48 Prozent in Bielefeld und gut 80 Prozent im Kreis Höxter. Wohl jeder Patient hat die Erfahrung gemacht, dass das Sprachniveau der Ärzte aus aller Welt unterschiedlich ist. Die Sprachkenntnisse prüft die Ärztekammer Westfalen-Lippe. Durchfallquote: 50 Prozent. Bei den Prüfungen, es dürften seit 2014 weit über 2.000 sein, ist auch aufgefallen, dass manche Kandidaten neben sprachlichen auch extreme fachliche Defizite haben. Dies müsse künftig auch direkt Konsequenzen haben, fordert Windhorst. Das Gesundheitsministerium in Düsseldorf sagte für heute eine Antwort zum Thema zu.