Ein Tierschänder fügt einem Pony grausame Verletzungen zu. Das Tier musste eingeschläfert werden.
Felm | „Das schlimmste an der Sache ist nicht mal, dass mein Pony jetzt tot ist, sondern, dass es totgequält wurde“, beschreibt Caro Honerlagen ihren Gemütszustand. In der Nacht vom 17. auf den 18. Februar ist ein Unbekannter in den privaten Pferdestall in Felm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) eingedrungen, hat sich das deutsche Reitpony der 26-Jährigen genommen und es mit einem Gegenstand traktiert. Seitdem fragt sich Honerlagen jeden Tag, wie jemand zu so etwas fähig ist. Mittlerweile sei die Familie sich sicher, dass die Tat am Abend und nicht in der Nacht passiert sein muss.
„Zwischen 21 und 22 Uhr hat mein Vater ein sehr lautes Geräusch gehört und daraufhin auch aus dem Fenster geschaut, leider aus dem falschen“, so Honerlagen. Hätte ihr Vater aus dem hinteren Fenster geschaut, dann hätte er den Täter mit großer Wahrscheinlichkeit gesehen. Denn dieser ist ein großes Risiko eingegangen. Die Pferdekoppel ist umringt von Wohnhäusern. Der Täter hatte das Pony aus seiner Box herausgeführt und es vermutlich in dem Paddock hinter der Box an den Hinterbeinen festgebunden und es dann mit Gegenständen schwer missbraucht. Am nächsten morgen fand Nico Godbersen, der Vater der Ponybesitzerin das schwer verletzte Tier am Tatort, außerhalb der Box und rief sofort den Tierarzt und seine Tochter an.
„Ich war gleichzeitig mit dem Tierarzt auf dem Hof und meine „Goldi“ stand da in einer Schockstarre. Das Pony wurde umgehend in eine Klinik gebracht, wo die Ärzte zunächst nur die Verletzungen im Vaginalbereich feststellten. „Die waren noch oberflächlich und sie wollten die Verletzungen nähen.“ Die Mediziner untersuchten den Analbereich und stellten fest, dass der gesamte Darm abgerissen war und alles, was sonst vom Darm abtransportiert werden würde, war im Bauchraum des Tieres. „Da war dann auch Schluss, so Honerlagen. „Goldi“ wurde eingeschläfert, die Verletzungen waren zu stark.
Die Verletzungen wurden dem Tier mit einem langen Gegenstand zugefügt. Der Täter muss enorme Gewalt angewendet haben, wie der behandelnde Arzt feststellte. Caro Honerlagen war während des Klinikaufenthaltes die ganze Zeit bei ihrem Pferd, das sie seit 15 Jahren besaß. „Ich hatte schon geahnt, dass es etwas Schlimmes ist, weil sie solche Schmerzen hatte, das konnte nicht nur von äußeren Verletzungen stammen.“
Honerlagen versucht immer wieder den Tathergang zu rekonstruieren. „Goldi“ steht zwischen zwei anderen Ponys, die nicht verletzt wurden. Die Ponybesitzerin ist sich sicher, dass er „Goldi“ gewählt hat, weil sie am zutraulichsten war. Honerlagen glaubt, dass der Täter das Pony aufgehalftert und hinten aus dem Stall geführt habe und es dann aber nicht wieder hineingestellt hat. „An dem Halfter war der falsche Strick befestigt.“ Anschließend hatte der Täter Halfter und Strick wieder zurückgelegt, das Pony ließ er draußen stehen.
Das Wohnhaus der Eltern liegt direkt am Stall, der Hof kann nicht befahren werden, ohne, dass man ein Wohnhaus passieren muss. Von dem Ort, wo der Missbrauch stattgefunden hat, sind es keine 100 Meter zum Nachbarhaus. „Man kann von hier sehen, was bei den Nachbarn im Fernsehen läuft, so Honerlagen. Das Haus der Eltern, was direkt am Stallgebäude liegt, hat zwei Eingänge. „Wir benutzen immer den Hintereingang, von dort kann man genau auf das Paddock gucken, es war reiner Zufall, dass der Täter an diesem Abend nicht gesehen wurde.“ Zudem seien alle Nachbarn zu Hause gewesen. Im Normalfall suchen die Täter sich ihre Opfer auf abgelegenen Koppeln.
Die Polizei sucht jetzt nach Hinweisen. „Wir bauchen Beweise, Zeugenaussagen, alles, was hilfreich sein kann, um das Mosaik zusammenzufügen“, erklärt der Pressesprecher der Polizeidirektion Neumünster, Rainer Wetzel. Außerdem haben die Eigentümer des Ponys sich entschieden, für Hinweise, die zur Ermittlung der oder des Täters führen, eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro auszuloben. Die Hinweise können an das Polizeibezirksrevier Rendsburg unter Tel. 04331/208202 übermittelt werden.
Für Caro Honerlagen ist der Schreck noch nicht vorbei. Sie hat Angst, dass der Täter wieder kommt. „Wenn jemand so offensichtlich das Risiko sucht, dann würde es mich nicht wundern, wenn der das nochmal probiert“. Dies hätten ihr andere Betroffene erzählt.
Vor vier Wochen gab es einen ähnlichen Fall in Pries. Honerlagen sieht dort einen Zusammenhang und auch die Polizei kann einen Zusammenhang nicht ausschließen. „Natürlich liegt es nahe, dass hier die gleiche Person oder Personen am Werke war, aber wir bauchen Beweise, Mutmaßungen nützen uns da leider nichts“, so Wetzel.