Schorndorf. Gute vier Jahre ist es her, seit die Stadt in einer denkwürdigen Bürgerinformationsveranstaltung im Paulus-Gemeindezentrum ihr Vorhaben verteidigen musste, in den Gebäuden Richterweg 2 bis 8 knapp 70 Flüchtlinge unterzubringen. Mittlerweile sind die beiden Häuser wieder leer, und die Stadtbau forciert die Planungen für den Abriss der Gebäude und den Neubau von vier Reihenhäusern und eines Mehrfamilienhauses mit zehn Wohnungen.
„Gemeinsam werden wir es packen, da bin ich ganz sicher“, lautete damals das Schlusswort des Oberbürgermeisters, nachdem die zunächst sehr kritische und aggressive Stimmung im Laufe der Veranstaltung in eine mehrheitlich positive und teilweise sogar erwartungsfrohe umgeschlagen war. Jetzt, vier Jahre später, stellt Matthias Klopfer fest, dass das Zusammenleben von Anwohnern und Ankömmlingen nicht zuletzt auch dank des Engagements von haupt- und ehrenamtlichen Helfern und Betreuern „insgesamt ein gutes“ war – was natürlich nicht heißt, dass es rund um die Gemeinschaftsunterkunft nicht auch Probleme durch Belästigungen mit Müll und Lärm gegeben hat.
Mietvertrag wurde auf Wunsch des Landkreises vorzeitig gekündigt
„Wir halten Wort“, sagt der Oberbürgermeister heute auch – mit Blick darauf, dass Martin Schmidt, der Geschäftsführer der Stadtbau, als damals neuer Eigentümerin der dann an den Landkreis für die Flüchtlingsunterbringung vermieteten Gebäude, den besorgten Anwohnern schon damals in Aussicht gestellt hatte, dass die beiden Grundstücke am Richterweg nach Auslaufen des auf fünf Jahre befristeten Mietvertrags neu bebaut werden sollten. Wobei jetzt sogar alles noch ein bisschen schneller geht. Denn auf Wunsch des Landkreises ist der Mietvertrag für die beiden mittlerweile leerstehenden Gebäude etwa ein Jahr früher als erwartet beendet worden, so dass schon 2020 nach dem Abbruch der alten Häuser mit der Umsetzung der Neubauplanung begonnen werden kann.
Und weil es sich bei den geplanten neuen Wohnungen am Richterweg durchweg um Eigentumswohnungen handeln soll, will Martin Schmidt schon im Herbst dieses Jahres so weit sein, dass diese erworben werden können – möglicherweise auch von Interessenten, die bereits auf einer Vormerkliste stehen.
Bis zum Abbruch der Gebäude allerdings, so Matthias Klopfer, sei noch vorstellbar, dass vorübergehend akut Wohnungssuchende in die eine oder andere der insgesamt acht Drei-Zimmer-Wohnungen, in denen zeitweise 64 Flüchtlinge – zunächst aus Mazedonien, Serbien und dem Kosovo – untergebracht waren, eingewiesen werden. Bezugsfertig sollen die neuen Wohnungen im Herbst 2021 sein.
Reihenhäuser hatte die Stadtbau lange nicht mehr im Angebot
Vier Reihenhäuser im oberen Bereich des leicht ansteigenden Geländes und ein tiefer liegendes und auch tiefer im Hang liegendes Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen – verteilt auf zwei Vollgeschosse und das Dachgeschoss – sollen auf einer Grundstücksfläche von rund 1700 Quadratmetern realisiert werden. Im Untergrund zwischen den beiden Gebäudekomplexen soll eine Tiefgarage angelegt werden mit 19 Stellplätzen, dazu kommen drei Außenstellplätze. Mit Blick auf die vier Reihenhäuser erinnert Oberbürgermeister Matthias Klopfer daran, dass es immerhin schon fast zehn Jahre her ist, dass die Stadtbau so etwas Ähnliches gemacht hat – damals in Form der Kettenhäuser in der Bismarckstraße. Einerseits, so Klopfer, seien die vier Häuser „auch wieder nur ein Tropfen auf den heißen Stein bei diesem Segment“, anderseits aber sei es noch gar nicht so lange her, dass dieser Typ von Wohneigentum gar nicht mehr so gut gelaufen sei.
Weitere Projekte
Zu den derzeit priorisierten Projekten der Stadtbau gehört zunächst einmal das geplante mehrgeschossige Gebäude im Wieslaufweg 8 mit insgesamt 40 Mietwohnungen, in das auch ein zweigruppiger Kindergarten integriert werden soll (wir haben in unserer gestrigen Ausgabe berichtet).
In der Unteren Uferstraße entsteht ein Gebäude mit insgesamt 16 kleinen möblierten Appartements, die nach der Devise „Wohnen auf Zeit“ vorübergehend gemietet werden können – was für Monteure und Praktikanten ebenso interessant sein kann wie für Firmenmitarbeiter, die nicht gleich eine Wohnung finden.
Eine Kombination aus solchen Appartements und regulären Mietwohnungen ist für die Hegelstraße geplant, wo insgesamt 16 Wohneinheiten entstehen sollen. Auch in dieses Gebäude wird ein zweigruppiger Kindergarten integriert.
Indirekt beteiligt ist die Stadtbau auch am Bonava-Projekt auf dem ehemaligen Pfleiderer-Areal, wo unter anderem 35 preisgünstige Wohneinheiten im Sinne des städtischen Wohnraumversorgungskonzeptes realisiert werden.