Doris und Alfred Holzer aus Miesbach vermieten zwei Wohnungen an Asylbewerber. Seit Wochen warten sie auf ihr Geld. Schuld sind nicht die Bewohner, sondern der Behördenweg. Und der ist kompliziert.
– Im Haus von Doris (64) und Alfred Holzer (71) wohnen seit Beginn des Jahres sechs Asylbewerber aus Eritrea. Das Rentner-Ehepaar aus Miesbach hat sein Haus sanieren lassen und die zwei Stockwerke, die es nicht selbst nutzt, für Asylbewerber zur Verfügung gestellt. Lange hat es nicht gedauert, bis Mieter gefunden waren. Nur das mit dem Zahlen der Miete ist so eine Sache. Seit Wochen warten die Holzers auf das Geld und können die ausstehenden Handwerker-Rechnungen nicht bezahlen. Das liegt weniger an den Bewohnern selbst, als vielmehr an der Kommunikation mit den Behörden. Und an den Regelungen. Denn wer wann für welchen Asylbewerber zahlt und wie viel, ist gar nicht so einfach.
Die Theorie klingt eigentlich ganz einfach: Nicht anerkannte Asylbewerber erhalten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, die Höhe der Zahlung wird je nach Familienstatus festgelegt. Anerkannte Asylbewerber müssen für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen. Falls sie ihre Miete nicht zahlen können, beantragen sie – wie deutsche Bürger auch – Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II.
Wer zahlt für Asylbewerber was und wie viel?
Im Haus der Holzers gestaltet sich das aber kompliziert. Die Wohnung im zweiten Stock ist an zwei junge Männer vermietet. Einer der beiden ist anerkannt und arbeitet in Holzkirchen. „Der zahlt seinen Teil der Miete selbst“, sagt Doris Holzer. Sein Mitbewohner nicht. Der ist zwar auch anerkannt, hat aber keine Arbeit. Für seine Miete ist wie bei einem deutschen Arbeitslosen das Arbeitsamt zuständig. Zu berechnen, wie viel das Amt zahlen muss, hat etwas gedauert. Wie Landratsamt-Pressesprecher Birger Nemitz bestätigt, wurden die Mietzahlungen nun bereits geleistet. Die Kaution stehe aber noch aus, so Doris Holzer.
Schlimmer ist es für die Holzers mit der Miete im Erdgeschoss. Hier wohnt eine Familie aus Eritrea: Bereket Andebrhan (29) mit seiner Frau und den beiden Kindern. Andebrhan arbeitet ohne Einkommen in der Asylwerkstatt des Fördervereins PIA und ist anerkannt. Seine Frau nicht. Sie kam erst vor Kurzem in den Landkreis und bekam vor wenigen Wochen das zweite Kind. „Wir sind begeistert von denen“, sagt Doris Holzer. Sie haben der Familie eine Küche organisiert und das Kinderbett vom Enkel. Nur: Die Miete fehlt.
Warum, das kann Inge Jooß erklären, die als ehrenamtliche Helferin für die Familie zuständig ist. Da Andebrhans Frau sofort ins Krankenhaus musste, als sie hier ankam, konnte sie erst spät alle notwendigen Unterlagen im Landratsamt abgeben. Was aber viel länger gedauert hat: die Kommunikation zwischen Arbeits- und Ausländeramt. „Die arbeiten zwar im gleichen Haus, dürfen aber die Daten nicht austauschen“, erklärt Jooß. Erst spät stellte sich heraus, dass Andebrhan eine Schweigepflichtsentbindung unterschreiben muss. „Wie im Kabarett“ habe sie sich gefühlt, sagt Jooß, als immer wieder ein anderes Dokument fehlte.
Familie kann Handwerker nicht von eigener Rente zahlen
Jetzt sind alle Unterlagen beisammen. „Die Mietzahlungen wurden nun für die Monate Januar und Februar angewiesen“, sagt Pressesprecher Nemitz. Dass das Landratsamt da nicht viel dafür könne, weiß Jooß. „Eine Behörde kann sich halt nicht einfach über Vorschriften hinwegsetzen.“ Trotzdem befürchtet sie, dass sich schlechte Erfahrungen von Vermietern herumsprechen. „Es gibt eh so wenige Wohnungen“, sagt sie. Und gerade für Personen mit dunkler Hautfarbe sei es schwierig, etwas zu finden.
Nemitz ist guter Dinge, was die Wohnungssuche angeht. Für alle Bewohner der Traglufthalle in Rottach-Egern seien Unterkünfte gefunden, in Holzkirchen stünden das ehemalige Polizeigebäude und die Container zur Verfügung. „Falls es uns nicht gelingt, bis Ende April alle 170 Personen unterzubringen, hat die Regierung von Oberbayern bereits ihre Hilfe und eine Unterbringung außerhalb des Landkreises angeboten“, sagt Nemitz.
Trotz der Komplikationen ist Doris Holzer froh, dass die sechs Eritreer bei ihr wohnen. „Wir haben denen jetzt die Mülltrennung beigebracht“, sagt sie und lacht. Das fehlende Geld bereitete ihr aber große Sorgen. „Die Handwerker haben zum Glück viel Verständnis.“ Vorschießen konnte sie das Geld nicht, dafür reichen ihre Rente und die ihres Mannes nicht aus. „Wenn das bei allen so läuft, die an Asylbewerber vermieten, ist mir klar, dass Wohnraum gesucht wird.“