„Wie Lotta geboren wurde“ von Ka Schmitz und Cai Schmitz-Weicht erzählt in einfachen Worten und Bildern, wie Lotta von ihrem Transpapa geboren wurde.
Jedes neugierige Kind stellt irgendwann einmal die Frage, wo es eigentlich herkommt. Daran ist nichts Ungewöhnliches. Wenn das Kind aber vom Vater zur Welt gebracht wurde, ist diese Frage allerdings etwas anders zu beantworten als in den meisten anderen Fällen.
In ihrem Kinderbuch „Wie Lotta geboren wurde“, empfohlen ab einen Alter von zwei Jahren, greifen Ka Schmitz und Cai Schmitz-Weicht genau diesen Fall auf. Und zeigen eindrucksvoll: Im Grunde genommen ist es gar keine so komplizierte Geschichte.
Auch manche Männer haben eine „Babyhöhle“
Tobias lebt ein zufriedenes Leben, das durch ein Kind noch schöner werden würde. Da trifft es sich gut, dass er eine „Babyhöhle“ (also eine Gebärmutter) besitzt, in der sich ein Kind entwickeln kann. Die haben zwar meistens Frauen, aber Tobias gehört eben zu den wenigen Männern mit „Babyhöhle“.
Nun müssen nur noch eine Ei- und eine Samenzelle zum Zusammentreffen gebracht werden – die Befruchtung wird durch die Übergabe zweier leuchtender Herzen symbolisiert – und schon kann Tobias‘ Schwangerschaft beginnen.
Lotta wächst in ihm und mit ihr sein Bauch, bis er sie schließlich eines glücklichen Tages auf die Welt bringt. Als Lotta endlich da ist, ist die Freude beim gebärenden Vater und den Menschen in seinem Umfeld riesengroß.
Der Einfachheit und Fröhlichkeit des Textes von Ka Schmitz entsprechen die ebensolchen Bilder der Zeichnerin Cai Schmitz-Weicht. Die beiden sind im Übrigen ein eingespieltes Team, das im kleinen Verlag Atelier 9 ¾ noch weitere lesens- und anschauenswerte Bücher „für Regenbogenfamilien & mehr“ herausgibt.
Transsexualität ist völlig selbstverständlich
Das Kinderbuch ist im kleinen Verlag Atelier 9 ¾ erschienen
Während nicht wenige Menschen die Schwangerschaft eines Mannes noch immer nur schwer verdauen können, ist sie in „Wie Lotta geboren wurde“ das normalste Ding der Welt. Der biologische Vorgang wird dabei aufs Nötigste (eben das Zusammenkommen von Samen- und Eizelle) reduziert dargestellt, Transsexualität wird weder explizit erwähnt noch umschrieben.
Man könnte sich fragen, ob gerade durch Letzteres die Geschichte grob verkürzt wird. Man könnte sich allerdings auch fragen, ob unsere erwachsene Sicht die Dinge nicht fast schon unnötig verkompliziert. Vielleicht tut es gerade den großen Menschen ganz gut, einen schwangeren Transmann mit den Augen eines halbwegs unvoreingenommenen Kindes zu sehen.
Wer denkt, ein solches Bilderbuch für kleine Menschen ab zwei Jahren über ein sicherlich nicht alltägliches Thema sei ein gewagtes bis unmögliches Projekt, wird schnell eines Besseren belehrt. Auch Bedenken, dass die armen Kleinen dadurch vollkommen verwirrt werden, kann man getrost hinter sich lassen. Denn möglicherweise verstehen Kinder dieses Thema viel problemloser als wir Erwachsenen. Erst recht, wenn es ihnen mithilfe eines so positiven, schönen Büchleins wie „Wie Lotta geboren wurde“ nahegebracht wird.