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Jun 12

Ägypten will Namen verbieten, die nicht zur Kultur passen

Skurrile Gesetzesvorschläge im ägyptischen Parlament: Wer Neugeborenen westliche Namen gibt, soll bestraft werden – mit Gefängnis. Auch Facebook stelle eine Gefahr für die Kultur dar: Wer es nutzen will, braucht eine Lizenz.
Quelle: N24/ Laura Fritsch

Um eine „radikale Veränderung unserer Gesellschaft und Kultur“ zu verhindern, erwägt das ägyptische Parlament, bei Kindern westliche Namen zu verbieten. Auch für die Facebook-Nutzung soll es Änderungen geben.

Ägypten hat es wahrlich nicht leicht dieser Tage: Außer an schweren wirtschaftlichen Problemen leidet das Land unter einer tief gespaltenen Gesellschaft, die Präsident Abdel Fatah al-Sisi mit der eisernen Faust eines autokratischen Regimes einen will. Hinzu kommt die eskalierende Bedrohung radikaler Extremisten, die immer häufiger auch im Kernland schwere Attentate begehen. Erst vergangene Woche wurde die Alarmstufe für die Sicherheitskräfte im Land weiter erhöht. Doch wenn man den Debatten des Kairoer Parlamentes lauscht, scheint das Land noch viel dringendere Probleme zu haben.

Dort bringen Parlamentarier an diesem Dienstag gleich drei skurrile Gesetzesvorschläge ein, die klarmachen, wie weit die Debatte im Haus von den tatsächlichen Sorgen der Ägypter entfernt ist. So will die Initiative des Abgeordneten Bedier Abdel Aziz ein Verbot einführen, ägyptischen Neugeborenen „ausländische“ – sprich westliche – Namen zu geben. Eltern, die ihr Kind Sam, Mark oder Sarah nennen, würden dann eine Haftstrafe von bis zu sechs Monaten und ein Bußgeld von bis zu umgerechnet 250 Euro drohen. Der Gebrauch solcher westlicher Namen und der Verwurf arabischer Namen würde „zu einer unerwünschten, radikalen Veränderung unserer Gesellschaft und Kultur führen“, begründete Aziz seine Initiative und fuhr fort: „Unsere Söhne hätten keine Verbindung mehr zu ihrer wahren Identität.“

Wer Facebook nutzen will, braucht eine Lizenz

In sozialen Netzwerken, in denen vor allem gebildete Ägypter verkehren, löste diese Idee einen Aufruhr aus. Doch der könnte sich bald gezwungenermaßen legen, schließlich sieht ein anderer Gesetzesvorschlag vor, dass Internetnutzer fortan Lizenzen beantragen müssen, bevor sie Facebook nutzen dürfen. Selbst die Intimsphäre ist vor dem Eifer der Abgeordneten nicht gefeit. Laut einem weiteren Entwurf, über den das Parlament Dienstag abstimmt, sollen fortan Paare belangt werden, die sich verloben – aber dann „ohne triftigen Grund“ doch nicht heiraten. Auf diese Weise will man wahrscheinlich außerehelichen Geschlechtsverkehr bekämpfen, der in manchen muslimischen Ländern durch euphemistisch als „Zeitehen“ bezeichnete, manchmal nur wenigen Stunden andauernde Beziehungen legitimiert wird.

 Dienstag ist ein normaler Arbeitstag im Kairoer Parlament, das sich oft durch solch skurrile Vorschläge auszeichnet. Bleibt zu hoffen, dass die Gesetze auf der Agenda – wie bislang die meisten absurden Initiativen im Haus – nicht verabschiedet werden.

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