Hat er zugestochen, weil er die Religion seines ehemaligen Mitbewohners nicht mag? Vor dem Amtsgericht Hamburg hat am Dienstag der Prozess um eine Messerattacke auf einen christlichen Algerier durch einen Landsmann begonnen. Dem Angeklagten werden Bedrohung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Farid L. (30, alle Namen geändert) soll am 13. Mai seinem ehemaligen Mitbewohner aus einem Flüchtlingsheim in Lemsahl-Mellingstedt Schnittwunden zugefügt haben, weil ihm die Religion von Luard A. (39) nicht passte. In Algerien werden konvertierte Christen verfolgt, Luard A. war aus diesem Grund nach Deutschland geflohen.
„Ich bin Moslem und kein Rassist“, so Farid L. vor Gericht. Während der Verhandlung starrt der schmächtige Angeklagte auf die Tischplatte, seine Kiefer mahlen. Er spricht davon, Opfer einer Verleumdung zu sein. Seine Frau sei selber Christin. Er habe kein Problem mit anderen Religionen, so der Angeklagte.
Der mutmaßliche Täter und sein Opfer sollen bereits im vergangenen Jahr im Flüchtlingsheim aneinander geraten sein. Als Farid L. eine Kreuzkette an Luard A.s Hals bemerkt habe, habe er ihn mit einer abgebrochenen Flasche bedroht. Kurz danach wurde Luard A. nach Schweden abgeschoben. Nach sechs Monaten kam er nach Hamburg zurück und traf am 13. Mai an der S-Bahnstation Poppenbüttel zufällig auf Farid L. Schon bevor sie in einen Bus einstiegen, gerieten sie wieder aneinander, so die Anklage.
Das Opfer und ein Zeuge sagen aus, dass Farid L. während der Fahrt provoziert habe. Als beide an der Haltestelle „Fiersbarg“ ausstiegen, zückte L. ein Messer und verletzte ihn an Nase und Mund. „Hätten wir die beiden nicht auseinandergehalten, wäre Luard A. jetzt tot“, so der Zeuge.
Als die Richterin Luard A. fragt, ob er noch unter dem Angriff leide, sagt er leise: „Ich habe generell Angst, dass andere von meinem Glauben erfahren und mich angreifen.“ Das Urteil wird am 24. Oktober erwartet.