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Mrz 25

AMS-Bericht zufolge sind Migranten schwer vermittelbar

foto: apa/hans klaus techt
„Wir selbst haben den Bericht bestellt, wir selbst haben die Revision gebeten, dort näher hinzuschauen, um die Dinge besser zu machen“, sagt AMS-Chef Johannes Kopf, der sich ärgert, dass der Bericht den Medien zugespielt wurde.

AMS-Chef Johannes Kopf ärgert sich, dass der Bericht den Medien zugespielt wurde

Wien – Darf ein Berater des Arbeitsmarktservice (AMS) einer Kundin raten, das Kopftuch in der Arbeit abzulegen? Darf einer vollverschleierten Frau das Beratungsgespräch verweigert werden? Diese und andere Fragen stellen sich Mitarbeiter des AMS bei der Betreuung von Arbeitslosen mit nichtdeutscher Muttersprache. Immer wieder gebe es Unsicherheiten und Probleme bei der Betreuung, wie aus einem internen Revisionsbericht des AMS hervorgeht.

Darin schildern Mitarbeiter, dass schlechte Deutschkenntnisse sowie religiöse und kulturelle Unterschiede die Integration erschweren. Familienangehörige würden zum Teil als Dolmetscher eingesetzt werden, wodurch Informationen im Gespräch verlorengehen könnten. Einige Kunden des AMS würden sich auf Passagen des Korans berufen, was eine Vermittlung unmöglich mache. Es herrsche eine „übereinstimmende Wahrnehmung“, dass die Betreuung bei Tschetschenen schwierig sei. So seien sie in Reinigungsberufe nicht vermittelbar, weil die Aufgabe des Putzens Frauen zugeschrieben werde. Unter Muslimen würden Väter und Ehemänner die Integration behindern. 50-seitiger Bericht Knapp 50 Seiten umfasst der Bericht zu der Untersuchung, die von zwei Revisionsmitarbeitern des AMS im Juni 2017 durchgeführt wurde. Untersucht wurden Geschäftsstellen in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien, weil dort der Anteil an Ausländern unter den Betreuten am höchsten sei, heißt es vom AMS auf STANDARD-Anfrage. In Wien haben 61 Prozent der Kunden des AMS Migrationshintergrund.

Herausgefunden werden sollte, ob Migranten beim AMS schlechter betreut werden als Inländer und ob sie bei der Jobsuche diskriminiert werden. Hinweise dafür wurden keine gefunden. Die AMS-Führung, die im Bericht genannt wird, bietet den Mitarbeitern „Schulungen zum interkulturellen Verständnis an“. Vielen Beratern falle es offenbar schwer, „zwischen Wahrnehmung und Vorurteil zu unterscheiden“. Nicht repräsentativ Laut AMS kommen in dem Bericht nur Einzelbeobachtungen von Mitarbeitern vor, von Repräsentativität könne nicht gesprochen werden. Dass die Integration von Menschen aus anderen Kulturen gewisse Herausforderungen mit sich bringe, liege laut AMS auf der Hand. Ziel sei es, auf die schwierige Integration entsprechend zu reagieren. Die Maßnahmen, die aus den Gesprächen hervorgingen, seien bereits umgesetzt worden, an die AMS-Berater seien entsprechende Handlungsanweisungen übermittelt worden, etwa, was zu tun ist, wenn ein Antragsteller auf einen männlichen Berater besteht. Generell handele es sich um ein schwieriges Spannungsfeld zwischen Integration und Religionsfreiheit. Kopf ärgert sich „Ich ärgere mich“, sagte Kopf am Dienstag im Ö1-„Mittagsjournal“ über den Umstand, dass der interne Revisionsbericht den Medien zugespielt wurde. Er stehe zu dem Bericht, aber ihn störe die Rolle der Medien, in denen unter anderem gefordert worden sei, dass „der Vorstand aus dem Job gejagt werden soll“. Kopf dazu: „Wir selbst haben den Bericht bestellt, wir selbst haben die Revision gebeten, dort näher hinzuschauen, um die Dinge besser zu machen.“ Der Bericht vom Juni 2017 war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und basiert auf Untersuchungen in Geschäftsstellen in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien, berichteten mehrere Tageszeitungen am Dienstag. Die Prüfer haben untersucht, ob Migranten beim Arbeitsmarktservice schlechter betreut werden als Inländer und ob sie bei der Jobsuche von Unternehmen diskriminiert werden. Dafür wurden keine Hinweise gefunden. Befragte AMS-Führungskräfte gaben an, dass „Auffälligkeiten nach Nationalitäten“ zu beobachten seien, massive Probleme gebe es nach „übereinstimmenden Wahrnehmungen“ vor allem bei Tschetschenen, die überdurchschnittlich oft gewaltbereit seien. Manche AMS-Mitarbeiter hätten Angst, ihnen Vorschläge für Jobs oder Kurse zu machen, einige Mitarbeiter seien auch bedroht worden. Tschetschenen, Syrer und Afghanen seien auch in soziale Berufe und in die Gastronomie schwer zu vermitteln, „weil der Servicegedanke abgelehnt wird“. Allgemein würden muslimische Väter und Ehemänner die Arbeitsaufnahme oder Ausbildung ihrer Töchter und Frauen behindern.

Quelle: derstandard.at

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