Auf dem Weg nach Hause stieß der 29-jährige Valeriy mit einer Frau zusammen. Eigentlich vollkommen harmlos. Doch die Begleiter der Frau reagierten auf brutale Art und Weise.
Ein versehentlicher Rempler kostete Valeriy M. (29) fast das Leben. Er war mit seiner Frau (32) nach dem Einkauf auf dem Weg zum Bus, als er im Vorübergehen mit einer jungen Frau leicht zusammenstieß. Die Frau schrie ihn an. Ihre beiden Begleiter rasteten völlig aus: Erst wurde der Musiker mit Pfefferspray attackiert, dann mit Schlägen und Tritten traktiert. Zuletzt bekam er ein Messer in den Rücken.
Die mutmaßlichen Täter: Sharif F. (20) und Ali S. (19) sitzen seit Donnerstag wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht.
Es waren Drogen und Alkohol im Spiel
„Hat sich leider so zugetragen“, ließ Ali S. seinen Verteidiger sagen. Sie seien an dem 25. Oktober 2016 ziemlich betrunken gewesen. Er besonders. Als sie zusammen mit zwei Mädchen gegen Mitternacht durch den Münsinger Park (Spandau) gelaufen seien. „Ich hatte nach einem Streit mit meinem Vater außerdem noch Tilidin genommen und einen Joint geraucht.“ Sein Erinnerungsvermögen sei deshalb sehr getrübt.
Er wisse noch, dass ihnen ein Pärchen entgegenkam. „Sie waren an mir schon vorbei, als Lisa hinter mir den Mann beschimpfte. Er hätte sie angerempelt.“ Ein Wort gab das andere. Er und sein Freund hätten sich vor das Mädchen gestellt. Sharif habe zuerst einen Faustschlag abbekommen. Mit seiner Kampfsportausbildung habe der sich das natürlich nicht gefallen lassen, und mit einem Tritt ins Gesicht geantwortet.
Der Musiker schilderte es genau andersherum: „Ich war es, der zuerst einen Schlag gegen die Schläfe abbekam.“ Es kam dann zur Prügelei. Irgendwann lagen alle drei am Boden. Ali S.: „Und dann sind wir auseinandergegangen.“ Das hätte das Ende der Auseinandersetzung sein können.
Die beiden Männer folgten Valeriy und attackierten ihn erneut
Ali S.: „Doch als ich sah, dass Sharif aus dem Mund blutete, bin ich ausgerastet und dem Mann hinterher.“ Sharif ebenfalls. Erneut kam es zur Schlägerei. Diesmal sprühte Ali dem Kontrahenten Reizgas ins Gesicht: „Und dann habe ich fatalerweise auf ihn eingestochen. Nicht gezielt. Ohne Alkohol wäre es nicht dazu gekommen.“ Das Opfer: „Ich hatte ihn zu Boden gedrückt, als ich was am Rücken spürte. Dass es ein Messer war, ahnte ich nicht.“
Sieben Mal rammte er dem Mann das Messer mit 10-15 Zentimetern Klingenlänge in den Körper, verletzte Lunge und Leber. Sharif F. will von dem Messer gar nichts mitbekommen haben. Als zwei Passanten aus Richtung Bahnhof kamen, rannten beide weg. Sie wurden neun Tage später bei ihren Eltern verhaftet.
Sein Mandant leide bis heute an den psychischen Folgen, sagte der Nebenklägeranwalt. Die bisher vom Angeklagten Ali S. an ihn gezahlten 1500 Euro sehe er als Anzahlung auf das noch einzufordernde Schmerzensgeld. Fortsetzung: 20. April