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Apr 03

Buch zeigt das politische Versagen der Bundesregierung: „Die Getriebenen“: Wie Merkel in der Flüchtlingskrise die Kontrolle verlor

Bundeskanzlerin und CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel
dpa/Kay Nietfeld

Ein neues Buch enthüllt die dramatischen Stunden am Wendepunkt der Flüchtlingskrise und schildert als Report aus dem Inneren der Macht detailgetreu das Versagen der Bundesregierung

 

Es fehlte nicht viel und die große Flüchtlingswelle hätte Deutschland gar nicht erst erreicht. Als entscheidender Wendepunkt dieser Krise gilt heute der 12. September 2015. Es war schon spät an jenem Samstag, als Bundesinnenminister Thomas de Maizière die wichtigsten Leute seines Ressorts zu einer dringenden Dienstbesprechung bittet. Die Lage an den deutschen Grenzen drohte zu eskalieren. Eine Woche zuvor hatte die Bundeskanzlerin tausenden Flüchtlingen die voraussetzungslose Einreise nach Deutschland gestattet.

Die zumeist aus Syrien stammenden Flüchtlinge waren in Ungarn gestrandet und hausten ohne Hilfe der dortigen Behörden unter menschenunwürdigen Bedingungen am Budapester Bahnhof. Angela Merkel wollte helfen und der Welt eine humanitäre Geste des christlichen Abendlandes zeigen. Doch binnen weniger Tage zogen Zehntausende über die Balkanroute nach Norden. Sie stürmten über die bundesdeutschen Grenzen, die Aufnahmelager füllten sich und die Behörden verloren die Kontrolle.

Der Befehl zur Schließung der Grenzen war bereits vorbereitet

Thomas de Maizière stand unter Druck. Der Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, hatte bereits tausende Polizisten nach Bayern beordert. Der Befehl zur Schließung der Grenze war fertig geschrieben, es fehlte nur noch das „Ja“ der Politik.  CSU-Chef Horst Seehofer drängte, doch die Kanzlerin wand sich, ebenso der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Was würde passieren, wenn tausende Menschen zurückgewiesen und sich an den Grenzen stauen würden? Könnte die Bundesregierung Bilder von weinenden Kindern und Müttern vor deutschen Grenzanlagen aushalten? Was wenn etwas passiert?

Am Ende konnten sich die Politiker nicht dazu durchringen, an den Grenzen alle jene zurückzuweisen, die ohne Berechtigung nach Deutschland einreisen wollten – inklusive derer, die Asyl begehrten. Eigentlich hätte die Bundesregierung das gemäß des Dubliner Abkommens tun dürfen, denn selbst die Asylsuchenden reisten ja fast alle aus dem sicheren Drittstaat Österreich ein. Doch es siegte die Furcht, an den Grenzen ein Chaos mit entsprechenden Bildern zu verursachen, die in alle Welt ausgestrahlt würden und Deutschlands Willkommenskultur desavouiert hätten.

Ein packender Insider-Bericht aus dem Zentrum der deutschen Politik

Die Vorgänge in diesen kritischen Tagen und Wochen hat Robin Alexander in einem dicht geschriebenen neuen Buch geschildert, das sich wie ein packender Insider-Bericht aus dem Zentrum der deutschen Politik liest. Der Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ begleitet die Kanzlerin seit Jahren und kennt die Untiefen der Politik genau. Sein Buch „Die Getriebenen“ ist nicht ohne Grund an die Spitze der Bestsellerliste geschnellt: Wenn der preisgekrönte Autor nicht detailgetreu die Wirklichkeit beschreiben würde, könnte sein Buch auch als Vorlage für einen Politik-Krimi dienen.

Das Buch „Die Getriebenen – Merkel und die Flüchtlingspolitik, Report aus dem Inneren der Macht“ von Robin Alexander ist im Siedler-Verlag erschienen und bereits im deutschen Buchhandel erhältlich.

Quelle: Focus

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