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Mai 06

„Das fügt sich nicht in die Umgebung ein“

So nahe soll das dreigeschossige Gebäude Haus von Christine Ferino stehen – sie meint, der Neubau fügt sich nicht in die Umgebung ein. Ferino

Flüchtlingsunterkunft – Christine Ferino und Rüdiger Alt kritisieren als direkte Nachbarn: Planung für dreigeschossigen Neubau / Sie sehen Probleme der Gemeinde

OFTERSHEIM.„Wir haben nichts gegen die Bebauung – ganz im Gegenteil. Schon aus Lärmschutzgründen liegt das in unserem Interesse“, sagt Christine Ferino. „Seit der Gehölzstreifen zur Straße hin weg ist, wird es bei uns ziemlich laut. Aber wir finden, dass der Wohnblock, so wie er geplant ist, weder zulässig noch wünschenswert ist.“

Die Oftersheimerin lebt mit ihrem Lebensgefährten Rüdiger Alt in der Plankstadter Straße. Ihr Einfamilienhaus grenzt unmittelbar an das Grundstück, auf dem die Gemeinde einen Gebäuderiegel mit zwölf Wohneinheiten errichten und damit die gesetzliche Pflicht auf Anschlussunterbringung für 103 Flüchtlinge erfüllen möchte. Der Gemeinderat stimmte in seiner Sitzung am 25. April mehrheitlich einem Bauantrag zu (wir berichteten).

Um die neuen Nachbarn macht sich Christine Ferino weniger Sorgen. „Dort sollen ja Familien einziehen, die sich integrieren wollen und Sprachkurse machen, hat man uns gesagt.“ Unglücklich ist sie vielmehr über die geplante Höhe des Gebäudes: „Drei Vollgeschosse – das ist eine Katastrophe. Die verschandeln doch das Ortsbild!“

Laut Gemeinderatsvorlage fügen sich Höhe und Gesamtkubatur in dieUmgebungsbebauung ein. Das sieht Christine Ferino anders: „Die Formulierung hat mich maßlos geärgert. Für die Plankstadter Straße existiert ein Bebauungsplan aus dem Jahr 2002, der freistehende Einfamilienhäuser mit einer Höhe von maximal 3,50 Metern vorsieht. Wie kann es sein, dass in der ganzen Straße nur ein Geschoss erlaubt ist, einen Meter weiter aber drei?“ Sie weiß zwar, dass es für das noch in der Diskussion stehende Grundstück keinen Bebauungsplan gibt, dort war bis vor kurzem noch ein Umspannmast stationiert. „Aber nachvollziehbar ist es nicht.“

Als weiteren Beleg, dass sich der geplante Wohnblock in die Umgebung einfügt, führt die Verwaltung in ihrer Vorlage ein Industriegebäude an: die Lagerhalle von Jünger + Gräter. „Doch die befindet sich auf der anderen Straßenseite – und dazu auf Schwetzinger Gemarkung“, meint Rüdiger Alt kopfschüttelnd.

Verständnis für Gemeinde

Dennoch haben die Anwohner – bei aller Kritik – auch Verständnis für die Gemeinde. In seiner Stellungnahme vor der letzten Sitzung sagte Bürgermeister Jens Geiß: „Der dem Gemeinderat jetzt zur Entscheidung vorliegende Bauantrag wurde mit der unmittelbaren Nachbarschaft kommuniziert und von dieser Seite auch mit Verständnis für die Situation der Gemeinde zur Kenntnis genommen.“

Das sei richtig, bestätigt Christine Ferino, zur Kenntnis genommen habe sie die Pläne. „Aber einverstanden sind wir damit halt nicht“, betont sie. „Wir wissen, dass Oftersheim vor einer großen Herausforderung steht. Die Politik ist da oft auch kontraproduktiv. Sie will dieIntegration der Zuwanderer, aber wenn die Kommune dann eine sinnvolle Anregung unterbreitet, werden Zuschüsse gestrichen.“

Damit nimmt sie Bezug auf den Vorschlag der Verwaltung, in dem geplanten Neubau eine kombinierte Nutzung – also für Flüchtlinge und Mieter von gemeindeeigenen Wohnungen – zu realisieren. Dies hätte aber zur Folge, dass schon bewilligte von 377 000 Euro aus dem Topf eines Investitionsförderprogramms wieder gestrichen würden.

Christine Ferino lobt den Bürgermeister: „Im Februar sind wir zum ersten Mal über die Pläne informiert worden. Damals waren noch drei Wohnblocks mit jeweils drei Geschossen im Gespräch. Das wäre gar nicht gegangen. Dagegen haben wir uns auch gewehrt. Einige Tage später kam Herr Geiß zu uns und stellte uns die überarbeite Fassung in der aktuellen Version vor. Ich fand das sehr fair und in Ordnung.“

Sinnvollere Alternativen

Dennoch: Glücklich sind Christine Ferino und Rüdiger Alt nicht. Sie können sich vorstellen, dass beispielsweise drei Acht-Familien-Häuser, verteilt auf drei gemeindeeigene Grundstücke im Ort, sinnvoller sind – nicht zuletzt im Sinne der Integration.

Sie betonen aber auch: „Wir wollen nur, dass am Ende alles rechtens ist und dass dieGemeinde unsere Einwände noch einmal prüft. Wenn sich dann herausstellt, dass Geschossigkeit und Kubatur tatsächlich vereinbar sind mit der Umgebung und dem Bebauungsplan, dann werden wir das in Gottes Namen akzeptieren. Auf keinen Fall wollen wir den Baubeginn verzögern und die Zuschüsse gefährden.“

Quelle: Schwetzinger Zeitung

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