Ushayqir – Das Königreich Saudi-Arabien gilt als eines der konservativsten Länder der Erde. Überall ist die Sittenpolizei unterwegs, passt auf, dass die Frauen Burkas tragen. Selbst Musik ist in der Öffentlichkeit verboten.
Als am Wochenende ein Video einer jungen Frau auftaucht, die nur mit einem bauchfreien Top, einem Minirock sowie einer Sonnenbrille bekleidet ist und damit durch die historischen Gassen eines kleinen Dorfes spaziert, sorgt dies für helle Aufregung. Besonders pikant: Das Dorf Ushayqir liegt in der Region Najd, bekannt für die strengsten Gesetze des Landes.
Die Saudis toben vor Wut, die Sittenpolizei ist schon dabei, herauszufinden, wer die Frau auf dem Video ist. Kaum auszumalen, welche Konsequenzen ihr drohen. Denn in dem Land, mit dem auch Deutschland Geschäftsbeziehungen hat, und das kürzlich erst von US-Präsident Donald Trump besucht wurde, stehen öffentliche Auspeitschungen und Hinrichtungen immer noch auf der Tagesordnung.
Offiziell möchte Kronprinz Mohammed bin Salman die Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahren grundlegend reformieren. Doch die Welle der Empörung, die die junge Frau mit ihrem Outfit auslöste, bezeugt, dass das Land immer noch gefesselt von strengen, islamischen Gesetzen ist.
„Ich dachte, sie hätte jemanden in die Luft gejagt oder getötet. Dann stellte sich heraus, dass es nur um ihren Rock geht, den die Leute nicht mögen“, zitiert Ntv den Philosophen Wael al-Gassim, der die Diskussion auf Twitter verfolgte.
Tatsächlich hat die junge Frau, von der der BBC behauptet, es würde sich um das Model Khulood handeln, eine riesige Debatte ausgelöst.
Während es von einer Seite Morddrohungen und wüste Beschimpfungen hagelt, die Menschen Peitschenhiebe fordern und ihren Kopf rollen sehen wollen, feiern andere sie für ihre Tapferkeit. Ein User findet ihr Verhalten einfach respektlos, auch wenn er kein strenggläubiger Moslem ist.
„Wir sollten die Gesetze des Landes respektieren. In Frankreich wurde die Niqab verbannt, und Frauen, die sie tragen, müssen Strafe zahlen. In Saudi-Arabien gehören die Abaya und angemessene Kleidung zum Gesetz des Königreichs“, schreibt er bei Twitter.
Die Sittenpolizei teilte ebenfalls via Twitter mit, das Video zur Kenntnis genommen und eine Untersuchung eingeleitet zu haben.