Normalerweise hat die konstituierende Sitzung des Bundestags zeremoniellen Charakter. Es fallen keine wichtigen Entscheidungen, es gibt keine Rededuelle und auch sonst keinen Streit. Diesmal ist das anders.
Im neuen Bundestag droht gleich in der ersten Sitzung Ärger mit der AfD. Bei der Wahl des Parlamentspräsidiums wollen Politiker aller anderen Fraktionen den AfD-Kandidaten Albrecht Glaser für einen der sechs Stellvertreterposten durchfallen lassen. Die nationalkonservative Alternative für Deutschland, die nach Union und SPD die drittstärkste Fraktion im neuen Parlament stellt, will sich davon nicht beirren lassen und keinen Ersatzkandidaten aufstellen. Der Ausgang des Streits ist völlig offen, es droht ein Eklat.
Zum Präsidenten des Bundestags soll in der konstituierenden Sitzung der bisherige Finanzminister Wolfgang Schäuble gewählt werden. Der 75-jährige CDU-Politiker übernimmt damit das formell zweithöchste Staatsamt nach dem Bundespräsidenten, aber noch vor der Bundeskanzlerin. Die AfD will geschlossen gegen Schäuble stimmen. Begründet wurde die Ablehnung unter anderem mit der von Schäuble mitgetragenen Eurorettungspolitik.
Albrecht Glaser ist Mitglied der AfD-Bundestagsfraktion und Kandidat der AfD für das Amt des Bundestagsvizepräsidenten. (Quelle: dpa)
Jede der sechs anderen im neuen Bundestag vertretenen Parteien erhält einen Vizeposten. Bisher war es üblich, dass die Stellvertreter fraktionsübergreifend gewählt werden. Der 75-jährige AfD-Politiker Albrecht Glaser stößt jetzt aber in allen anderen Fraktionen auf Ablehnung.