Nach nur neunmonatiger Bauzeit steht sie da – die Modulare Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) am Hagenower Ring Hohenschönhausens. Ein moderner Plattenbau im jüngsten Stadtteil Berlins. Der in Regie der Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE errichtete Fünfgeschosser beherbergt in seinen 55 Wohnungen insgesamt 300 Menschen. Es sind überwiegend Familien mit kleinen Kindern und gesichertem Aufenthaltsstatus, die in die unterschiedlich großen Quartiere ziehen. Ihre Freude ist groß: Lange Monate hatten sie in Provisorien verbracht; nun erhalten sie endlich ein menschenwürdiges Dach über dem Kopf. Noch im Juni geht“s los.
Flexibel konstruiert
Auch HOWOGE-Geschäftsführerin Stefanie Frensch freut sich über den schnellen Bau: „Modular, aus Fertigbauteilen. Das beschleunigt die Sache und lässt Spielraum für unterschiedliche Nutzungen. „Auch andernorts bauen wir nach dieser Methode“, betont sie. Kein Haus für die Ewigkeit – maximal 60 Jahre kann es genutzt werden. Allerdings nicht in dieser Form: Der Mietvertrag mit dem Landesamt für Flüchtlinge (LAF) läuft über drei Jahre; enthält bei Bedarf eine Option auf Verlängerung. Perspektivisch soll das Gebäude dann für den freien Mietwohnungsmarkt verfügbar sein. „Wir bauen Balkone ran, aus den Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoss entstehen ebenfalls Wohnungen“, sagt Frensch. Anschließend werden sie für acht Euro je Quadratmeter vermietet. Denn mit Baukosten von 1.700 Euro pro Quadratmeter war die MUF nicht gerade billig, und die HOWOGE muss die Gesamtkosten von knapp neun Millionen Euro irgendwie wieder einspielen. Frensch: „Bei einer Förderung könnten auch Sozialwohnungen daraus werden.“ Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Noch auf Distanz
Vorerst suchen hier in den nächsten Jahren Flüchtlinge eine Zukunft. Sie hoffen dabei auf eine Nachbarschaft, die sie toleriert und vielleicht sogar akzeptiert. Einfach wird das wohl nicht. Zwar sind die anfänglichen Proteste gegen die Unterkunft weitgehend verstummt, doch die Skepsis blieb. Auf Anraten des Landeskriminalamtes wurde das Gelände gar vollständig umzäunt; der Zugang wird von einem Sicherheitsdienst kontrolliert und bewacht. Nicht die besten Voraussetzungen für eine gute Nachbarschaft. Anwohner befürchten, dass sich mit dem Zuzug weiterer 300 Menschen die sozialen und infrastrukturellen Probleme im Kiez weiter verschärfen. Mit dem Bau verschwand bereits der Bolzplatz; ein japanischer Kirschgarten musste weichen. Es mangelt an Ärzten im gesamten Ortsteil und zu Fuß gut erreichbare Einkaufsstätten gibt es nur noch wenige. Auch der nahe Landschaftspark sei ständig zugemüllt, monieren viele der Anwohner in diesem Teil Nue-Hohenschöhausens.
Gemeinsam diskutieren
Genügend Diskussionsstoff für Anwohner, künftige Bewohner und die Mitarbeiter der mitHilfe GmbH gibt es also bereits. Der gemeinnützige Sozialträger will nun mit Kompetenz und Erfahrung einen guten Start der geflüchteten Menschen sichern und ihre vielfältige Betreuung organisieren. Und das auch in enger Kooperation mit den eingesessenen „Neu- Hohenschönhausenern“. Los geht es – noch im Juni – mit einem „Tag der offenen Tür“, zu dem alle Beteiligten eigeladen sind.