
Die „Alan Kurdi“ vor der libyschen Küste.
(Foto: SEA-EYE)
Als weiteres deutsches Flüchtlingsschiff will auch die „Alan Kurdi“ die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa ansteuern. Doch die italienischen Behörden verweigern die Einfahrt. Stattdessen droht Innenminister Salvini mit drakonischen Strafen. Jetzt dreht die Crew ab.
Das deutsche Flüchtlingsschiff „Alan Kurdi“ hat am Abend nach stundenlangem Stillstand Kurs auf Malta genommen. „Wir können nicht abwarten, bis an Bord der Notstand herrscht. Jetzt muss sich zeigen, ob die europäischen Regierungen die Haltung Italiens stützen. Menschen sind keine Verhandlungsmasse“, teilt die Crew auf Twitter mit. Der Inselstaat sei der nächste sichere Hafen. Die „Alan Kurdi“ werde dort am Sonntagnachmittag ankommen.
Die „Alan Kurdi“ hat 65 Flüchtlinge an Bord. Nach Angaben der Crew wurden sie vor der libyschen Küste in internationalen Gewässern aus einem Schlauchboot gerettet. Ursprünglich sollten sie zur italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa gebracht werden. Zuletzt hatte das Schiff aber vergeblich außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone auf die Erlaubnis gewartet, italienische Hoheitsgewässer befahren zu dürfen.
Der italienische Innenminister Matteo Salvini weigert sich seit einiger Zeit, italienische Häfen für Rettungsschiffe zu öffnen. Bei Zuwiderhandlung hatte er am Samstag Strafenzahlungen von bis zu einer Million Euro angedroht. Zudem solle es leichter werden, die Schiffe zu beschlagnahmen, schrieb er auf Twitter. Sein Land lasse sich nicht erpressen und heiße auch nicht das Vorgehen von Menschen gut, die italienische Gesetze brechen und Menschenhändlern helfen würden.
„Alexa“ setzt sich über Salvini hinweg
Wenige Stunden zuvor hatte das Schiff „Alexa“ der italienischen Hilfsorganisation Mediterranea in Lampedusa angelegt, obwohl das Innenministerium dies ebenfalls untersagt hatte. Die Besatzung hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass sie angesichts der Gesundheits- und Hygienebedingungen an Bord keine Wahl gehabt habe als den nächsten Hafen anzusteuern.
Salvini hatte die Besatzung zuvor aufgefordert, die 54 hauptsächlich afrikanischen Migranten nach Tunesien zu bringen. Der Lega-Chef kritisierte die „Alexa“-Betreiber scharf und erklärte, man habe 400 Liter Frischwasser, Nahrungsmittel und Medikamente für die „Alexa“ bereits gestellt, weitere 400 Liter Wasser habe das Schiff mit Verweis auf Platzprobleme abgelehnt.
Vor einer Woche hatte das von der deutschen Kapitänin Carola Rackete geführte Rettungsschiff „Sea Watch 3“ mit Dutzenden Migranten an Bord gegen den Willen Salvinis in Lampedusa angelegt. Die Behörden stellten Rackete unter Hausarrest, den ein Gericht nach vier Tagen jedoch aufhob. Das Schiff wurde beschlagnahmt.
Quelle: n-tv.de, chr/AFP/rts