Rom – Innerhalb von 48 Stunden sind rund 6000 Flüchtlinge und andere Migranten aus dem Mittelmeer geborgen worden. Mehrere Hilfsorganisationen sind alarmiert.
Am Samstag wurden in mehr als 20 Einsätzen rund 3000 Menschen in Sicherheit gebracht, nachdem bereits am Freitag 3000 Menschen gerettet worden waren, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Damit stieg die Zahl der Menschen, die in diesem Jahr die italienischen Küsten erreicht haben, laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) auf mehr als 43 000 an.
An den Rettungsaktionen waren neben der Küstenwache und der italienischen Marine auch die EU-Grenzschutzbehörde Frontex, verschiedene Nichtregierungsorganisationen und Handelsschiffe beteiligt. Ob es bei den Einsätzen Tote gab, wurde nicht bekannt.
Flüchtlingshochkommissar der UN: „Menschenleben zu retten muss die absolute Priorität aller sein“
Die hohe Zahl der Ankünfte und die Tatsache, dass seit Anfang des Jahres mehr als 1150 Menschen auf ihrem Weg nach Europa verschwunden oder ums Leben gekommen seien, mache die Notwendigkeit der Seenotrettung deutlicher denn je, sagte der Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, am Sonntag laut einer Mitteilung. „Menschenleben zu retten muss die absolute Priorität aller sein.“ Es sei notwendig, einzuschreiten, bevor sich die Menschen in die Hände von Schleppern in Libyen und anderen Transitländern begeben und in die Boote setzen, um das Mittelmeer zu überqueren. „So kann es nicht weitergehen“, sagte Grandi.
Die privaten Hilfsorganisationen schlugen angesichts der hohen Zahl an Migranten erneut Alarm. Die zivilen Seenotretter seien an ihrer Kapazitätsgrenze, teilte die europäische NGO SOS Méditerrannée mit. Allein am Freitag hatte die Crew des Schiffes Aquarius in einem mehr als 13-stündigen Einsatz insgesamt 731 Flüchtlinge von vier Schlauch- und zwei Holzbooten gerettet. Die zentrale Seenotrettungsleitstelle in Rom hatte die Retter verständigt und gemeldet, dass zeitweise mehr als 20 Boote gleichzeitig in akuter Seenot waren. „Die Boote waren teilweise beschädigt und sanken, einige Flüchtende befanden sich bereits im Wasser“, hieß es in der Mitteilung. Mehr als 30 Menschen hätten Verletzungen erlitten, nachdem sie mit Benzin und Meerwasser in Kontakt gekommen waren.
Auch die spanische Nichtregierungsorganisation Proactiva Open Arms war an Einsätzen beteiligt. Am Sonntag hätten sich die Wetterbedingungen auf See verschlechtert, schrieb der Gründer Oscar Camps auf Twitter. Noch immer warteten Hunderte Menschen auf Rettung.
Die Hilfsorganisation MOAS hatte am Samstag die Leiche eines jungen Mannes nach Sizilien gebracht, der womöglich von Schleppern erschossen worden war. Ärzte ohne Grenzen barg am Freitag sechs Leichen, die vermutlich mehrere Tage vor der libyschen Küste im Wasser getrieben seien, teilte die Organisation mit.