Linden – Eine Mutter (66) bricht auf offener Straße zusammen. Sie weint, schreit voller Schmerz und Trauer.
Die Limmerstraße, am Donnerstagmittag. Es ist die Stelle, an der vor genau vier Monaten ein Schläger das Leben ihres geliebten Sohnes Ilija T. (40) auslöschte – und damit auch das der ganzen Großfamilie.
Es ist das erste Mal, dass Mutter Jelena, Vater, Bruder, einige Verwandte an diesen Ort zurückkehren.
Der unfassbare Fall schockierte ganz Deutschland: Am 8. Oktober hatte Ilija T. beim Überqueren der Fußgängerzone auf sein Handy geschaut. Radfahrer Murat T. (28, Kickboxer, Name geändert) musste ausweichen und rastete aus, prügelte Ilija ins Koma. Kurz darauf starb er im Krankenhaus.
Vor über 40 Jahren kamen Jelena und ihr Mann Branko aus Serbien als Gastarbeiter in die Region. Gemeinsam schufteten sie rund um die Uhr. Sie schufen sich eine kleines Familien-Imperium, besitzen u. a. ein Restaurant mit Hotel. Am Tag, als ihr Sohn angegriffen wurde, hatten sie gerade einen Vertrag für eine Bar in Linden unterschrieben. Mutter Jelena: „Ein eigenes Lokal – ein Traum ist an diesem Tag für ihn in Erfüllung gegangen!“
Niemand ahnte, dass dieser Tag für den Tennisspieler und Basketballer Ilija, ihren Sohn, der in Philadelphia (USA) Film und Regie studiert, so enden würde.
„Nichts ist mehr so wie vorher“, sagt Vater Branko (69). „Wir sterben jeden Tag aufs Neue!“ Die Mutter ist nach zwei Nervenzusammenbrüchen in psychiatrischer Behandlung, sehnt ihren eigenen Tod herbei. Täglich schlucken sie und ihr Mann Tabletten, um zu vergessen. Vergeblich!
Nach Jahrzehnten guter Ehe geht sich das Paar aus dem Weg. „Für uns gibt es nur dieses eine Thema.“ Sie arbeiten nicht mehr, Sohn Alex führt die Geschäfte.
Die Mutter: „Wir haben ein Video von der Tat gesehen. Mein Sohn wurde regelrecht hingerichtet.“ Als Ilija nach ein paar Schlägen aufstehen wollte, hätte ihm der Täter den letzten, tödlichen Schlag verpasst. „Ich werde dieses Bild nicht los. Es zerbricht mir das Herz…“
Im April soll Prozessbeginn sein.