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Mai 08

Jihad El`s Handgranaten-Anschlag war Rache für Mord an Nidal R. | Berlin

An dieser Stelle wurde Intensivstraftäter Nidal R. im September 2018 ermordetFoto: spreepicture

Berlin – Der Handgranatenangriff vom 22. Oktober 2018 auf eine Shisha-Bar in der Oranienstraße in Berlin-Kreuzberg – es waren zwei Cousins des ermordeten Intensivtäters Nidal R. (36). Seit Mittwoch sitzen sie u.a. wegen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und Sachbeschädigung vor dem Landgericht: Omar El.-N. (21) und Jihad El.-S. (20).

„Der Vorwurf ist richtig“, gesteht der Jüngere in seiner Erklärung. „Die Ermordung meines Cousins hat mich sehr betroffen gemacht.“ Nidal R., einer der bekanntesten Kriminellen Berlins, der an die 14 Jahre seines Lebens im Knast verbracht hatte, war am Nachmittag des 8. September 2018 am Tempelhofer Feld mit acht Kugeln niedergestreckt worden – vor den Augen von Frau und Kindern.

Nidal R. wurde am 8. September 2018 am Tempelhofer Feld mit acht Kugeln niedergestreckt
Nidal R. wurde am 8. September 2018 am Tempelhofer Feld mit acht Kugeln niedergestrecktFoto: privat

Jihad El.-S.: „Einfach so. Auf offener Straße hingerichtet.“ Er sei bei der großen Beerdigung dabei gewesen, habe viele Menschen weinen sehen. Es habe sich schnell herumgesprochen, wer verantwortlich ist… Doch die Polizei habe nichts unternommen.

Der Angeklagte spricht von „großer Wut und Ohnmacht“ damals. Und dass man ein „Zeichen setzen“ musste. Omar El.-N. ergänzt: „Es sollte eine Reaktion für diese Leute sein. Unter einer Voraussetzung: Keiner wird verletzt. Er selbst sei erst kurz vorher in den Plan eingeweiht worden.

Auf einem im Gerichtssaal vorgespielten Tat-Video sieht man, wie gegen 4.30 Uhr ein dunkler Golf vorfährt und die beiden Angeklagten herausspringen. Wie Omar El.-N. sieben Mal mit einem großen Hammer gegen das Sicherheitsglas des Fensters schlägt, bis ein kleines Loch drin ist. Wie Jihad El.-S. die Handgranate hinein wirft. „Ich hatte totale Panik, dass die vorher in meiner Hand losgeht“, sagt er.

Danach habe er die Tat sehr bereut. Auch Angst vor Konsequenzen und der Rache der anderen Seite verspürt. Tatsächlich sei er am selben Abend von Maskierten angegriffen und niedergeschlagen worden.

Das Krankenhaus habe er auf eigenes Risiko schnell wiederverlassen. „Aus Angst, dass man mich auch dort überfällt.“ Die Polizei habe ihm danach geraten, unterzutauchen. Die bei seiner Festnahme fünf Tage später beschlagnahmte Waffe habe er sich besorgt, um sich sicherer zu fühlen.

Der Sperngsatz wurde durch dieses Loch ins Lokal geworfen
Der Sprengsatz wurde durch dieses Loch ins Lokal geworfenFoto: Jörg Bergmann

Menschen wurden bei dem Handgranatenüberfall nicht verletzt. Ein Zufall. „Auf der Couch, die explodierte, hatte zuvor öfter eine Angestellte übernachtet“, erklärt einer der beiden Barbetreiber (32). Auch der materielle Schaden halte sich mit 5000 Euro in Grenzen. Schlimmer seien die halbierten Umsätze. „Die Leute kommen aus Angst nicht mehr.“

Warum die Angeklagten es ausgerechnet auf diese Bar abgesehen hatten, könne er nur vermuten: Sein Partner sei im Internet als Fahrer der Täter im Nidal-Mord verdächtigt worden. Er selbst wisse gar nichts darüber. Der Partner und Co-Betreiber, ebenfalls als Zeuge geladen, entschuldigte sich kurzfristig. Er sei wegen akuten Erbrechens verhandlungsunfähig. Fortsetzung ist am 14. Mai .

Die Angreifer waren am 22. Oktober 2018 mit einem Auto vor die Shisha-Bar in der Oranienstraße gefahren. Bilder einer Überwachungskamera belegen: Gegen 4.30 Uhr am Morgen stiegen zwei der drei Täter aus. Einer schlug mit einem Hammer ein Loch in die Fensterscheibe des Lokals. Der zweite Mann warf eine entsicherte Handgranate in den Raum. Es entstand erheblicher Sachschaden.

Quelle: BILD

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