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Mrz 28

Kampf um Toleranz in Berliner Kita: Eltern protestieren gegen schwulen Erzieher

Viele Eltern wollen nicht, dass ein homosexueller Mensch mit ihren Kindern in Kontakt ist. (Symbolbild)Foto Lino Mirgeler/dpa

Ein Homosexueller wird in Berlin-Reinickendorf Erzieher in einer Kita mit muslimischen Eltern. Das löst wütende Proteste aus. Was passiert, wenn zwei Welten aufeinander treffen.

Die Geschichte mit dem Wurm war natürlich spannend. Der Wurm lag auf der Rutsche des Kita-Spielplatzes, Christian Berger* nahm ihn vorsichtig weg, und die Kinder beobachteten jede Bewegung. So richtig einordnen konnten sie dieses Tier ja nicht. „Ist das eine Raupe?“, fragte ein Vierjähriger. „Nein“, antwortete Berger, der Erzieher, „das ist ein Regenwurm.“ Dann legte er ihn in die Wiese.

Der 36-Jährige* hatte an diesem Tag den Morgenkreis geleitet, er stand mit den Kindern an Rutsche und Sandkasten, er machte seinen Job, mehr nicht. Und er machte ihn offenbar gut. „Die Kinder streiten sich, wer mit mir an der Hand gehen darf.“

Körperkontakt wird als Problem gesehen

An der Hand gehen? Körperkontakt? Heikles Thema. Die Kinder wissen ja nicht, dass Eltern wegen Christian Berger massiv protestierten. „Sie gingen auf die Barrikaden“, sagt die Geschäftsführerin der Kita in Reinickendorf. Sie protestierten gegen Bergers Anstellung, sie drohten mit einer Unterschriftenaktion, sie fürchteten um ihre Kinder. Es waren muslimische Eltern. „Die kommen aus einer anderen Welt“, sagt die Geschäftsführerin. In dieser Gedankenwelt ist jemand wie Christian Berger eine latente Gefahr.

Denn Christian Berger ist homosexuell.

Die Eltern sind Muslime

Die Geschichte des Erziehers Berger ist die Geschichte über das Aufeinanderprallen von zwei Welten. Sie steht immer noch für alltägliche Erfahrungen, sie steht für viele Geschichten, die ähnlich ablaufen. „Wir sind doch in Berlin, wir sind doch im 21. Jahrhundert, da geht doch so etwas nicht“, sagt die Geschäftsführerin, die nicht genannt werden möchte, und die vier Kitas leitet. Die Kita, in der Berger nun arbeitet, hat mit einer Ausnahme nur Kinder von muslimischen Eltern. Die Eltern kommen aus dem arabischen Bereich, aus Russland, der Türkei, aus Rumänien. „Für einige von ihnen ist ein Homosexueller automatisch ein Kinderschänder“, sagt Berger.

Quelle

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