Neben der bestehenden Anschlussunterbringung für Flüchtlinge (rechts) entsteht zurzeit der Neubau, in dem ebenfalls Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Zudem will die Stadt auf den oberen beiden Etagen Sozialwohnungen anbieten.
Die Außenhülle des neuen Flüchtlingsheims für die Anschlussunterbringung in der Riedheimer Straße ist weitgehend fertig. Der Innenausbau des Gebäudes neben der Gemeinschaftsunterkunft des Alb-Donau-Kreises wurde jedoch Anfang Dezember vom Bauherr, der Stadt Langenau, gestoppt. Weil inzwischen deutlich weniger Flüchtlinge ankommen als vor einem Jahr, als der Neubau beschlossen worden war, sollte der Rat noch einmal die Gelegenheit bekommen, über die Nutzung des Gebäudes nachzudenken.
Bei der jüngsten Sitzung am vergangenen Freitag sprachen sich die Räte nun einstimmig dafür aus, nur noch das Erdgeschoss des Neubaus für die Anschlussunterbringung zu nutzen. Im ersten und zweiten Stock sollen preisgünstige Mietwohnungen entstehen. Der mit dem Bau beauftragte Generalunternehmer soll den Innenausbau entsprechend umplanen und ausführen. Das der Stadt gehörende Gebäude Lutherstraße 12 soll laut Gemeinderatsbeschluss künftig ebenfalls zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen genutzt werden. Die dafür notwendigen Umbauarbeiten, die Mitte 2016 gestoppt worden waren, sollen nun abgeschlossen werden.
Stadt geht weiter von Zuzug aus
„Alles, was wir hier jetzt machen, ist Hellseherei“, hatte Bürgermeister Daniel Salemi vor der Entscheidung des Gemeinderats gesagt. Zwar kommen deutlich weniger Menschen als erwartet in Deutschland an, doch „ich persönlich gehe weiter von Zuzug aus“, sagte Salemi. Das Landratsamt Alb-Donau habe der Stadt mitgeteilt, dass für 2016 keine Zuweisung in die Anschlussunterbringung nach Langenau erfolge. Für 2017 sei jedoch mit etwa 24 Personen zu rechnen. „Es wäre gut, wenn wir den Bedarf für zwei Jahre abdecken können, also für etwa 48 Personen“, so der Bürgermeister weiter. Im Hinblick auf den für rund 75 Flüchtlinge ausgelegten Neubau in der Riedheimer Straße plädierte Salemi dafür, dort „bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“. Weil in Langenau Sozialwohnraum „dringender denn je“ benötigt werde, könne man es sich nicht leisten, Teile des Neubaus leerstehen zu lassen.
Sämtliche Fraktionen im Rat teilten diese Meinung. Roland Riedlinger (Grüne Unabhängige Liste) mahnte jedoch, es sei „schwer vorhersehbar“, ob genügend Mieter in den künftigen Sozialwohnraum in der Riedheimer Straße einziehen wollen, wo man dann mit Flüchtlingen im selben und im benachbarten Gebäude wohne. Das Zusammenleben könnte klappen, hielt Helga Mack (CDU) dagegen. Und lieferte auch gleich einen passenden Namen für den Neubau: „Haus der Begegnung“.
Mittel gegen Ghettobildung
Auch Leonhard Kraus (FWG) kann sich „vorstellen, dass eine Mischnutzung angenommen wird“. Für seinen Fraktionskollegen Dr. Christoph Hommel ist die Mischnutzung sogar „ein gutes Mittel gegen Ghettobildung“. Außerdem: „Wenn sich nach der Umnutzung keine Mieter für die Wohnungen finden, brauchen wir in Langenau auch keinen sozialen Wohnungsbau.“
Achim Barth (FWG) fragte bei der Stadtverwaltung nach, ob denn eine Umnutzung die Zuschüsse gefährde. 821 000 Euro Zuschuss sind zugesagt in Verbindung mit einer Nutzungsdauer von zehn Jahren, informierte der Beigeordnete Christoph Schreijäg. Und fügte hinzu, er gehe davon aus, „dass wir auch mit einer Umplanung die Zuschussvoraussetzungen erfüllen“.
Bei der Vergabe des Auftrags im Juni waren 2,2 Millionen Euro als Baukosten genannt worden. Laut Rudolf Dick vom Bauamt des Verwaltungsverbandes kosten die Umplanungen rund 100 000 Euro. Geschaffen würde ein Gebäude mit 24 Plätzen für die Anschlussunterbringung, sowie acht je 60 Quadratmeter große Mietwohnungen und zwei Mietwohnungen mit je 83 Quadratmetern. Die Kosten für Restarbeiten in der Lutherstraße gab Dick mit 20 000 Euro an. Dort können laut Stadtverwaltung 18 bis 24 Personen untergebracht werden.
Riedlinger wies darauf hin, dass das bestehende Flüchtlingsheim, das der Landkreis angemietet hat, dringend saniert werden müsse. Der Kreis plane eine Sanierung in 2018, sagte Salemi. Er versprach Riedlinger, sich für eine schnellere Sanierung einzusetzen.