Leipzig / Burg – Knapp 16 Monate nach dem spurlosen Verschwinden des Chemnitzer Asyl-Dolmetschers Farhad S. (30) ist dessen Leiche in Burg bei Magdeburg gefunden worden. Der aktuell gegen drei syrische Flüchtlinge in Leipzig geführte Prozess um den vermeintlichen „Mord ohne Leiche“ soll aber wie geplant weitergeführt werden.
Forstarbeiter hatten am Mittwoch vergangener Woche in einem Waldstück nahe der Autobahn 2 Skelettteile gefunden. Wie Tag24 aus Justizkreisen erfuhr, ergab die Auswertung der DNA, dass es sich bei den Knochen um die menschlichen Überreste des seit November 2015 vermissten Farhad S. handelt.
Der gebürtige Afghane lebte seit Jahren in Chemnitz und hatte als Dolmetscher unter anderem für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gearbeitet.
Schon früh gingen die Behörden davon aus, dass der Geschäftsmann, der es mit Übersetzungsaufträgen und der Vermittlung von Arbeitskräften zu einigem Wohlstand gebracht hatte, einem Verbrechen zum Opfer fiel.
Unter Tatverdacht stehen drei syrische Flüchtlinge, denen seit August vor dem Landgericht Leipzig der Prozess gemacht wird. Hausfrau Entessar A. (39), deren Tochter Santa Maria (17) sowie deren Freund Mohammad A. (22) wird gemeinschaftlicher Mord vorgeworfen.
Laut Anklage soll das Mädchen den Dolmetscher, den sie in einem Asylheim kennen gelernt und mit dem sie eine kurze Affäre hatte, nach Leipzig in einen Hinterhalt gelockt haben. In einer Wohnung am Gerichtsweg sollen Freund und Mutter den ahnungslosen Farhad S. dann mit einem Messer und bloßen Händen getötet haben.
Laut Anklage hatte es das Trio auf das Geld und die Autos des Opfers abgesehen. In den Tagen nach dem Mord sollen die Angeklagten 10.500 Euro vom Konto des Afghanen abgeräumt und dessen Audi A3 verkauft haben. Das BMW-Cabrio des Mordopfers wollte Mohammad A. laut Anklage mit einem gefälschten Kaufvertrag auf sich umschreiben lassen. Weil er mit dem Luxuswagen geblitzt wurde, kamen die Ermittler dem Syrer auf die Spur.
Die Nachricht vom Leichenfund überraschte die Beteiligten am heutigen 19. Verhandlungstag im vermeintlichen „Mordfall ohne Leiche“. Eine offizielle Stellungnahme wollte das Landgericht dazu nicht abgeben. Die verhandelnde 3. Strafkammer sieht aber offenbar keinen Anlass, den Prozess zu unterbrechen oder komplett neu zu beginnen. Das rechtsmedizinische Gutachten zur Leiche und die Zeugenaussagen zur Auffindesituation werden offenbar nur als neue Beweismittel in das Verfahren eingeführt.