Marokko: Die Polizei hat nach dem Mord an zwei skandinavischen Rucksack-Touristinnen drei weitere Tatverdächtige festgenommen. Ein Video schockiert – inzwischen wird von einem Terrorakt ausgegangen.
12.03 Uhr:
Ein Video, das mutmaßlich die Ermordung einer skandinavischen Touristin in Marokko zeigt, ist nach Meinung der norwegischen Polizei höchstwahrscheinlich echt. Zwar sei die technische Analyse noch nicht vollständig abgeschlossen, teilten die Ermittler in Oslo am Freitag mit. Aber es gebe kein Anzeichen dafür, „dass das Video nicht authentisch ist“, hieß es. Die Verifikation in Zusammenarbeit mit den dänischen Behörden dauerte noch an.
Das rund eine Minute lange Video war in den sozialen Medien aufgetaucht. Es zeigt, wie zwei Personen einer offenbar jungen Frau mit einem langen Messer den Kopf abtrennen. Eine Person erklärt dabei, es handele sich um Rache für Angriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in dem Ort Hadschin im Osten Syriens. Dort gehen Truppen unter Führung der Kurdenmiliz YPG gegen die Extremisten vor. Die internationale Anti-IS-Koalition unterstützt die Operation.
Marokko: Morde an Studentinnen – Polizei untersucht weiteres Video
Update 21.12.2018, 10.38 Uhr: Nach dem Mord an zwei skandinavischen Touristinnen in Marokko verdichten sich die Hinweise auf einen Terrorakt. Die marokkanischen Ermittler untersuchten die Echtheit von Videos, in denen die vier festgenommenen Verdächtigen IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi einen Treueeid leisten, teilte die Staatsanwaltschaft am späten Donnerstagabend mit. Die Videos wurden demnach in der Woche vor dem Verbrechen an den Studentinnen aufgenommen.
Die Ermittler untersuchen zudem ein weiteres Video, das ebenfalls im Internet aufgetaucht war. Darin ist zu sehen, wie einer offenbar jungen Frau mit einem Messer der Kopf abgeschnitten wird. Ob es tatsächlich mit dem Mord in Verbindung steht, ist noch unklar.
In der Bekennerbotschaft erklärt einer der vier Männer: „Wir sagen dem Kalifen der Muslime (Al-Bagdadi), dass du im Maghreb Soldaten hast, deren Zahl nur Gott kennt. Sie sind entschlossen, die Sache Gottes aufrechtzuerhalten und die Ehre der Muslime zu verteidigen.“
In der Botschaft nehmen die vier Männer Bezug auf die ostsyrische Stadt Hadschin. In der Region kämpfen Truppen unter Führung der Kurdenmiliz YPG gegen IS-Anhänger. Die von den USA angeführte internationale Koalition unterstützt die Offensive aus der Luft.
Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg sagte: „Das ist ein brutaler und sinnloser Angriff auf unschuldige Menschen, dem wir mit Abscheu und Verurteilung gegenüberstehen.“ Und weiter: „Eine Ferienreise wurde zu einem Alptraum. Zwei junge Menschen wurden auf bestialische Weise ermordet.“
Erstmeldung 20.12.2018: Marokko: Morde an Studentinnen geben Rätsel auf – Video soll grausame Szene zeigen
Rabat – Nach dem Mord an zwei skandinavischen Touristinnen in Marokko hat die Polizei drei weitere Tatverdächtige festgenommen. Das meldete die marokkanische Nachrichtenagentur MAP am Donnerstag unter Berufung auf die zentrale Ermittlungsbehörde des Landes. Bereits vor zwei Tagen war in Marrakesch ein erster Verdächtiger festgenommen worden. Bei dem Mord an den Studentinnen handelt es sich den Ermittlern zufolge möglicherweise um einen Terrorakt – in einigen Medien wird über einen IS-Zusammenhang berichtet.
Die beiden Studentinnen aus Norwegen und Dänemark waren am Montag am Fuß des bei Wanderern beliebten Berges Toubkal gefunden worden. Offenbar wurden die beiden Frauen grausam ermordet. Laut Innenministerium wurden die Opfer am Montag entdeckt, mit Spuren von Messerstichen und „Anzeichen von Gewalt am Hals“. Eine der beiden jungen Frauen sei laut Polizei sogar enthauptet worden.
Marokko: Morde an Studentinnen geben Rätsel auf – Horror-Video deutet auf Terrorakt hin
Ermittler untersuchen ein Video, das in den sozialen Medien aufgetaucht ist. In dem rund eine Minute langen Film ist zu sehen, wie zwei Personen einer offenbar jungen Frau mit einem langen Messer den Kopf abschneiden.
Ob das Video tatsächlich mit dem Mord an den beiden Touristinnen in Verbindung steht, war zunächst unklar.
„Alptraum“: Norwegischer Ministerpräsident schockiert nach Marokko
„Eine Ferienreise wurde zu einem Alptraum“, sagte Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen am Donnerstag. „Zwei junge Menschen wurden auf bestialische Weise ermordet.“ Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg sagte: „Das ist ein brutaler und sinnloser Angriff auf unschuldige Menschen, dem wir mit Abscheu und Verurteilung gegenüberstehen.“ Und weiter: „Es zeigt sich, dass es immer noch dunkle Mächte gibt, die mit Gewalt uns und unsere Lebensweise bekämpfen“, sagte Rasmussen. „Das macht mich wütend, aber bestärkt mich auch, dass wir niemals nachgeben und aufgeben dürfen.“
Auch der marokkanische Ministerpräsident Saadeddine el-Othmani verurteilte die Tat. „Das ist ein Stich in den Rücken Marokkos und der Marokkaner“, sagte er am Donnerstag. Sein Land habe bisher viel im Kampf gegen den Terrorismus erreicht.
Die beiden Studentinnen werden von Angehörigen als erfahrene Outdoor-Sportlerinnen beschrieben, die niemals übermütig handelten. „Regel Nummer eins war für sie immer Sicherheit“, sagte die Mutter von Maren Ueland dem norwegischen Sender NRK.
Marokko: Auswärtiges Amt warnt vor bestimmten Routen
Der Fall ruft Bestürzung hervor, auch weil Marokko als relativ sicheres Reiseland gilt. Das Atlasgebirge ist beliebt bei Touristen. Das Auswärtige Amt in Berlin warnt für das Land vor Touren abseits befestigter Straßen ohne lokale Führer. Explizite Reisewarnungen gelten jedoch ausschließlich für die Grenzregionen zu Algerien, Mauretanien und das umkämpfte Gebiet Westsahara.
Die marokkanische Staatsanwaltschaft hat vier Männer in Verdacht, die eine Verbindung zu einer Terrorgruppe haben sollen. Der am Dienstag festgenommene Mann gehöre einer Extremistengruppe an, hieß es.
Merkel fordert Anerkennung Marokkos als sicheren Herkunftsstaat
Auch interessant in diesem Zusammenhang: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zuletzt in der Migrationsdebatte erneut die Anerkennung Marokkos als sicheren Herkunftsstaat verlangt. Marokko sei im vergangenen Jahr Herkunftsland von sehr vielen illegalen Migranten gewesen, sagte Merkel am Montag am Rande der Konferenz zur Annahme des UN-Migrationspakts in Marrakesch.
Sie habe sich bei einem Gespräch mit dem marokkanischen Ministerpräsidenten Saad Eddine El Othmani am Vorabend für die Zusammenarbeit bei der Rückführung abgelehnter Asylbewerber bedankt. Die Rückführung habe sich in den vergangenen Jahren stark verbessert, sagte Merkel. Aus diesem Grund sei es „hohe Zeit, dass wir seitens Deutschlands Marokko zu einem sicheren Herkunftsland erklären, damit gerade die illegale Migration zwischen Marokko und der Europäischen Union noch besser bekämpft werden kann“.
Vor allem bei den Grünen gibt es erhebliche Vorbehalte gegen eine solche Anerkennung Marokkos, die Rückführungen wesentlich erleichtern würde.