Kassel. Der hauptamtliche Imam der „Medina-Moschee“ in der Schäfergasse hat zur Tötung Andersgläubiger aufgerufen, das teilte Innenminister Peter Beuth mit.
Das Hessische Innenministerium hat den Islamischen Kulturverein Almadinah im Wesertor verboten. Er soll Hass gepredigt und offen zum Dschihad in Kassel aufgerufen haben: der hauptamtliche Imam der „Medina-Moschee“ in der Schäfergasse (Wesertor), der gleichzeitig Vorstandsmitglied des „Almadinah Islamischer Kulturverein“ ist. Nach den Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden hat der 58-Jährige zur Tötung Andersgläubiger aufgerufen, teilte Innenminister Peter Beuth am Donnerstag mit, nachdem bekannt wurde, dass der Verein verboten worden ist. Nach sicherheitsbehördlichen Erkenntnissen sollen bereits mehrere Besucher der Moschee nach Syrien ausgereist sein.
Davon wollen die jungen Männer, die sich am Donnerstagmorgen vor der Polizeiabsperrung an der Schäfergasse herumdrücken und bewusst die Nähe der Kamerateams suchen, nichts wissen. Zwei der jungen Männer, 20 und 21 Jahre alt, erzählen, dass sie aus Afghanistan stammen. Sie gingen fast täglich in die Moschee. Dass dort zum Hass aufgerufen werde und der Imam Salafist sei, würde nicht stimmen. „Es ist alles gut gewesen.“ Der Imam habe nie darüber gesprochen, wie man zur Terrormiliz IS komme.
Moscheen in Kassel
„Was hier passiert, ist diskriminierend“, sagt einer der beiden über den Polizeieinsatz. In Deutschland herrsche doch schließlich Religionsfreiheit. „Ich hasse Juden. Trotzdem besuche ich Synagogen, um mich weiterzubilden“, sagt der 20-Jährige und will damit seine Toleranz gegenüber anderen Religionen deutlich machen.
Einer der beiden vergleicht die Polizei mit den Taliban. „Das ist so, als ob die Taliban in Afghanistan in eine christliche Kirche stürmen.“ Nachdem Journalistinnen versuchen, den jungen Männern mit Vollbart klarzumachen, dass man die deutsche Polizei wohl nicht mit den afghanischen Terroristen vergleichen könne, wird der 21-Jährige aggressiv.
Zuvor hatte er noch einer TV-Journalistin noch zugesagt, er stünde für ein Interview vor der Kamera zur Verfügung, sofern sein Gesicht und sein „Marken-Pullover“ nicht zu erkennen seien. Schließlich dürften seine Eltern ihn im Fernsehen nicht erkennen, da er mit seinen Kumpels gerade die Schule schwänze. Die Journalistin versichert dem jungen Mann, dass er nicht zu erkennen sei, aber seine Stimme nicht verzerrt werden könne. Als die Frau noch seinen Vornamen wissen will, flippt der Moscheegänger aus. „Die Presse dreht einem doch nur das Wort im Mund rum.“ Das Interview kommt nicht zustande, die jungen Männer verschwinden.
Dafür bleibt ein älterer Mann auf der Straße stehen. Er sei Katholik aus dem Libanon. Als er hört, dass die Moschee geschlossen worden ist, reagiert er erleichtert. „Die waren ganz gefährlich.“
Kommentar unserer Redakteurin Ulrike Pflüger-Scherb: Wichtiges Signal
An die schrecklichen Nachrichten, dass Islamisten Terroranschläge in Europa verüben, hat man sich schon beinahe gewöhnt. Paris, Brüssel, Berlin und jetzt wieder London. Viele Bürger haben den Eindruck, dass der Staat gegen den Terror des IS machtlos ist.
Der Staat ist aber nicht machtlos, wenn es um die Bekämpfung von Predigern geht, die vor unserer Haustür Hass säen. Auch in Kassel wurden bereits junge Menschen in Moscheen radikalisiert und dazu getrieben, in Syrien im Namen Allahs zu morden.
Das Verbot des Islamischen Kulturvereins Almadinah ist daher ein wichtiges Signal dafür, dass sich der Staat nicht länger von diesen Fanatikern und Feinden der Demokratie auf der Nase herumtanzen lässt.
Wie die Besucher der „Medina-Moschee“ zum Teil ticken, wird an dem Beispiel zweier junger Männer deutlich, die gestern vor Journalisten den Einsatz der Kasseler Polizei mit den Taliban in Afghanistan verglichen.