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Aug 19

Natürlich fahren wir nach Syrien in den Urlaub

Am Wochenende wurde bekannt, dass einige Flüchtlinge in den Ländern Urlaub machen, aus denen sie geflohen sind: Syrien, Afghanistan und Libanon. So jedenfalls erzählten es Mitarbeiter der Berliner Arbeitsagentur der Zeitung „Die Welt“.

Der Aufschrei in den Sozialen Netzwerken ließ nicht lange auf sich warten. Flüchtlinge, die in ihrer Heimat Urlaub machen – das hieß für viele gleich, dass sie gar kein Anrecht darauf haben, in Deutschland zu sein. Denn offensichtlich ist es in ihren Ländern friedlich genug, um dort Urlaub zu machen. Für viele Flüchtlingsgegner war die Enthüllung eine Steilvorlage zu hetzen.

Ich bin syrischer Flüchtling und muss eines ganz deutlich sagen: Natürlich fahren wir nach Syrien in den Urlaub! Aber ganz anders als ihr Urlaub begreift.

Ja, wir besuchen Verwandte und wir fahren dahin, wo es sonnig ist und wo wir uns immer wohlgefühlt haben – aber trotzdem ist es keine Spaß- oder Erholungsreise wie an den Ballermann!

Wir planschen nicht am Meer und fliegen dann erholt zurück nach Deutschland mit Süßigkeiten oder anderen Mitbringseln im Gepäck.

Sobald sie – in diesem Fall Bekannte von mir – syrischen Boden betreten, gehen sie ein hohes Risiko ein. Ich als junger Mann würde selbst nicht für kurze Zeit nach Syrien gehen.

Das wäre auch überhaupt nicht möglich. Ich würde zwar vergleichsweise problemlos einreisen können, aber nie wieder herauskommen.

 

 

Das syrische Militär würde mich sofort verhaften, mich verprügeln, einsperren und mich zwingen, als Soldat in den Krieg zu ziehen.

Es sind also zumeist ältere Leute, die nach Syrien reisen. Es sind Eltern, die ihre Kinder wiedersehen wollen, die nicht flüchten konnten und die teilweise jetzt an der Front kämpfen müssen. Es sind Eltern, die jeden Tag um das Leben ihrer Kinder fürchten, die sie vielleicht zum letzten Mal sehen können.

Warum wird verlangt, dass man seine Familie nicht besuchen darf? Deutsche fliegen um die halbe Welt um ein bisschen Spaß zu haben – aber wenn wir alles verloren haben und unsere Familien sehen wollen, ist das unverschämt? Und warum sprechen die Journalisten der „Welt“ in diesem Fall von „Urlaub“?

Wenn wir Freunde und Familie in einem Kriegsgebiet besuchen, dann deshalb, weil wir ihnen gegenüber eine Verantwortung haben.

 

Wir haben großes Glück, dass wir in Deutschland sein dürfen.

Aber heißt das gleichzeitig, dass wir einfach zusehen müssen, wie die Menschen leiden, die uns am Herzen liegen? Dass wir, nach all dem, was wir durchgemacht haben, unsere Verwandten nicht sehen dürfen? Und das in einem Land, das wir lieben und das unsere Heimat ist? Wir werden auch noch dafür bestraft, dass wir viel verloren haben.

Aber wir wollen zumindest versuchen, sie zu unterstützen. Wir bringen ihnen Kleinigkeiten mit, zeigen ihnen, dass wir sie nicht vergessen haben. Wir hatten das Glück zu fliehen und uns damit in Sicherheit zu bringen – unsere Angehörigen nicht.

Auch für die Älteren ist es alles andere als einfach, nach Syrien zu reisen. Auch sie riskieren, an der Grenze festgenommen und geschlagen zu werden, wenn sie den Polizisten nicht genug Geld zahlen können, um auszureisen. Denn die Polizisten sind korrupt. Immer gibt es die Gefahr, nicht mehr nach Deutschland zurück zu können.

Sicher, es gibt auch andere, die nach Syrien reisen und Geld machen wollen. Die als Schleuser arbeiten und Geld damit verdienen, andere nach Deutschland zu holen. Aber das ist nur eine Minderheit.

Diese Leute schaden allen anderen Flüchtlingen – also auch mir.

 

 

Wer in Deutschland aufgenommen wird, hat die Verpflichtung, sich gut zu benehmen. Wir wollen einfach in Frieden leben dürfen.

Warum sollten wir dann ausgerechnet zum Erholungsurlaub in ein Kriegsgebiet fahren? Wer das behauptet, verharmlost den Horror und die Verbrechen in Syrien – dort herrscht Krieg, keine Ferienstimmung.

Quelle: Huffpost

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