Herford. Video- und Fotoaufnahmen aus einer Moschee im nordrhein-westfälischen Herford haben für heftige Kritik gesorgt. Auf den Aufnahmen sind kleine Kinder zu sehen, die in Uniformen mit türkischen Fahnen paradieren und mit Spielzeugwaffen zu Musik durch einen Raum marschieren. Außerdem liegen einige Kinder reglos unter einer großen türkischen Fahne – offenbar sollen sie gefallene Soldaten darstellen.
Die Aufnahmen sind der Neuen Westfälischen zufolge vor kurzem in einer Moschee des türkischen Moscheeverbandes Ditib entstanden. Zudem habe der Ortsverband Fotos auf Facebook veröffentlicht, die inzwischen größtenteils wieder gelöscht worden seien. Die Aufführung beziehe sich einem Ditib-Sprecher zufolge auf die Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg.
Die Entente-Mächte waren 1915 mit der Eroberung der türkischen Halbinsel Gallipoli gescheitert. Die türkische Regierung von Recep Tayyip Erdoğan interpretiert die Abwehr der damaligen Invasoren heute immer wieder zu einem Sieg des Islams über westliches Kreuzrittertum um, auch wenn rund zehn Prozent der osmanischen Armee keine Moslems waren.
Ditib-Vorstand will von nichts gewußt haben
„Die Entscheidung für die Aufführung ist vom Elternbeirat getroffen worden, und die Aufführung ist auch von ihm gestaltet worden“, sagte der Sprecher dem Blatt. Der Vorstand sei in die Planung des Programms nicht eingewiesen worden und habe nichts davon gewußt.
Dem CDU-Kreisvorsitzenden Tim Ostermann waren die Aufnahmen zuvor zugespielt worden. Auf eine Anfrage seinerseits habe der Moscheeverein jedoch nicht reagiert. „Ich finde es hochproblematisch, daß Kinder instrumentalisiert werden. Das widerspricht eklatant jedem Versuch der Integration. Vielmehr ist so etwas ein typisches Zeichen für eine Parallelgesellschaft. Staat und Gesellschaft müssen alles geben, um so etwas zu verhindern“, kritisierte der frühere Bundestagsabgeordnete.
Auch in den sozialen Netzwerken sorgen die Aufnahmen für Verstörung. Die Facebook-Seite „AKP Watch“ veröffentlichte einige der von dem Ditib-Ortsverein gelöschten Fotos. „So erzieht man Mörder“, lautet etwa ein Kommentar darunter. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter wandten sich einige Nutzer empört an die Polizei.