Hildesheim/Beverungen (dpa/lni). Ein Mann fühlt sich von seinem Chef aus dem Job gemobbt, es folgen Morddrohungen, Nachstellungen und schließlich ein heimtückischer Anschlag. Weil er den Ex-Vorgesetzten mit Benzin übergossen hat und womöglich verbrennen wollte, steht der 42-Jährige nun vor Gericht.
Weil er versucht haben soll, seinen früheren Vorgesetzten mit Benzin anzuzünden und qualvoll zu töten, steht ein 42-Jähriger seit Mittwoch vor dem Landgericht Hildesheim. Er muss sich wegen versuchten heimtückischen und grausamen Mordes und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Grund für die Tat soll gewesen sein, dass der 42-Jährige seinen Ex-Chef für den Verlust seiner Arbeit verantwortlich machte. »Es hat mich einfach vollkommen aus der Bahn geworfen«, sagte der unter Alkohol- und Drogenproblemen leidende Angeklagte zu Prozessbeginn. Er räumte das Geschehen ein, betonte aber, dass er nur das Auto seines Ex-Kollegen in Brand setzen wollte.
Der Angeklagte aus Beverungen im Kreis Höxter erklärte, dem 47-Jährigen in den frühen Morgenstunden des 20. Februar vor dessen Haus in Lauenförde an der Weser aufgelauert zu haben. Als der Ex-Chef sein Auto aus der Scheune holen wollte, habe er sich von hinten angeschlichen und ihn mit etwa drei Litern Benzin übergossen – laut Anklage mit dem Ziel, den Mann in Brand zu setzen. Der 42-Jährige indes sprach von einer Reflexreaktion, das Aufeinandertreffen in der Scheune sei anders abgelaufen, als von ihm geplant. Dem Opfer gelang es, den Angreifer zu Boden zu bringen und zu Nachbarn zu flüchten. Der Mann wurde am Tatort festgenommen.
Zuvor Bewährungsstrafe für Morddrohungen
Vor Gericht schilderte der Angeklagte, wie hart ihn der aus seiner Sicht ungerechtfertigte Verlust seiner langjährigen Arbeit traf, die ihm nach einer langen Zeit von Suchtproblemen und Gefängnisaufenthalten Stabilität brachte. Sein ehemaliger Vorgesetzter bei einer örtlichen Fensterbaufirma habe ihn lange schikaniert und schließlich seine Entlassung eingefädelt, damit der Schwiegersohn des stellvertretenden Vorgesetzten eine Festanstellung bekommen kann. Das zu diesen Anschuldigungen befragte Opfer sprach zwar von »Diskrepanzen« und »Diskussionen« mit dem Angeklagten, hielt sich aber mit konkreten Aussagen zu der behaupteten Intrige zurück.
Vor dem gescheiterten Brandanschlag hatte der Angeklagte den Versandleiter seines ehemaligen Arbeitgebers bereits mit Morddrohungen und einem Erpressungsversuch massiv unter Druck gesetzt. Dafür wurde er bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Ein Auftragskiller sei auf ihn angesetzt, er müsse kündigen oder eine hohe Geldsumme zahlen, lautete die Drohung, die bei dem Opfer nachhaltig Eindruck hinterließ. Acht Wochen konnte er danach nicht zur Arbeit.
Zögerlich zur Rückkehr überredet
Nach Straftaten und Suchtproblemen schon im jugendlichen Alter war der in Gelsenkirchen geborene Angeklagte als 22-Jähriger in die türkische Heimat seiner Eltern abgeschoben und dort gleich zum Militärdienst verpflichtet worden. Anschließend arbeitete er im Tourismus in der Nähe von Antalya und ließ sich von seiner späteren Frau, einer deutschen Touristin, nur zögerlich zur Rückkehr nach Deutschland überreden.
Nun sei sein wichtigstes Ziel, wieder normal für seine Familie sorgen zu können, erklärte der Angeklagte, der das Unrecht seines Tuns einräumte. »Ich sitze zu Recht hier, ich habe Strafe verdient.« Ausschlaggebend für deren Höhe wird sein, ob das Gericht der Schilderung Glauben schenkt, er habe nur das Auto, nicht seinen Ex-Kollegen in Brand stecken wollen.