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Apr 15

Richterbund zu Messerattacken: Es dauert, bis Normen einer neuen Gesellschaft verinnerlicht sind

Nach der Messerattacke auf eine 24-Jährige in Burgwedel ringt das Opfer mit dem Tod. Jugendliche haben sie nach einem Streit im Supermarkt angegriffen. Der Bruder des Täters sucht nach Gründen für die Tat.

Niedersachsen nimmt künftig Stichwaffen in die Polizeiliche Kriminalstatistik auf. Gleichzeitig fordert der Richterbund mehr Anstrengungen für die Integration von Flüchtlingen – um Straftaten zu verhindern.

Immer mehr junge Männer laufen mit Messern herum, das beobachtet zumindest die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Nach der Messerattacke auf eine 24-Jährige in Burgwedel fordert der Niedersächsische Richterbund (NRB) mehr Engagement für junge Flüchtlinge, damit diese besser integriert werden können.

Integrationsangebote für junge Flüchtlinge könnten hier helfen, glaubt der NRB-Vorsitzende Frank Bornemann. Die Justiz könne nur eingreifen, wenn es bereits zu Verbrechen gekommen sei, sagte er der „Neuen Presse“ in Hannover. „Jetzt müssen andere handeln, um Straftaten vorzubeugen.“

Es müsse mehr Anstrengungen für die Integration von jugendlichen Flüchtlingen geben. Dies sei notwendig, bis alle Flüchtlinge verinnerlicht hätten, dass man in Deutschland zum Beispiel nicht mit dem Messer aufeinander losgeht. „Wir müssen da ehrlich bleiben, es dauert seine Zeit, bis die Normen einer neuen Gesellschaft verinnerlicht sind“, sagte Bornemann der Zeitung.

Frank Bornemann fordert mehr Engagement für Flüchtlinge
Frank Bornemann fordert mehr Engagement für Flüchtlinge

Quelle: pa/dpa

Das Land Niedersachsen will außerdem herausfinden, wie häufig Stichwaffen bei Verbrechen zum Einsatz kommen und nimmt sie deshalb in die Polizeiliche Kriminalstatistik auf. Auslöser seien die Messerattacken in den letzten Tagen und Wochen gewesen, sagte Ministeriumssprecherin Svenja Mischel.

„Wir wollen wissen, wie die tatsächlichen Zahlen aussehen.“ Über das Vorhaben hatte zuerst die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet. Nach Beobachtung der Gewerkschaft der Polizei steigt die Zahl der Messerangriffe bundesweit, sie fordert daher schon länger eine eigene statistische Erhebung, wie es bei Schusswaffen der Fall ist. Bisher wertet die Kriminalpolizei Berlin gesondert das Messer als Tatwerkzeug in ihrer Statistik aus.

Am Samstag war eine 24-Jährige in einem Einkaufsmarkt in Burgwedel bei Hannover zusammen mit ihrem Lebensgefährten mit zwei 13 und 14 Jahre alten Jugendlichen verbal aneinandergeraten. Auf dem Heimweg traf das Paar die Jungen wieder. Der 14-Jährige hatte seinen 17 Jahre alten Bruder dabei, der in einer Rangelei auf die junge Frau eingestochen haben soll. Der 17-Jährige, ein Syrer, sitzt in Untersuchungshaft und schweigt bislang zum Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung.

Am Dienstag erwachte die 24-Jährige aus dem Koma. „Das ist ein ganz toller Schritt nach vorne“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, Thomas Klinge, am Mittwoch. Die Ermittler würden jetzt ein paar Tage warten, bis die junge Frau vernommen werden könne.

Quelle: welt

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