
Immer wieder bieten Salafisten den Koran auf belebten Plätzen in Großstädten an. (Symbolbild)
Berlin – Der islamistisch-salafistischen Szene in Berlin gehören nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes derzeit 950 Personen an, mehr als doppelt so viele wie 2011.
Dabei sei der Anteil der gewaltorientierten unter ihnen noch stärker gewachsen, berichtet der Tagesspiegel unter Berufung auf eine Lageanalyse des Berliner Verfassungsschutzes. Vor sechs Jahren seien es etwa 100 Personen gewesen, bis heute habe sich die Zahl mehr als vervierfacht.
Demnach dominieren Männer mit fast 90 Prozent. Sie sind im Schnitt 33,9 Jahre alt und damit ein Jahr älter als die Frauen. Ein Grund für diese Altersstruktur sei, dass die Szene schon lange existiere und viele Salafisten mit ihr älter würden.
Außerdem habe sich in Berlin früher als in anderen Städten eine „salafistische Infrastruktur“ etabliert – mit Moscheen, Kleidergeschäften, Buchhandlungen und Lebensmittelläden.

Die Hälfte der Szeneangehörigen seien Deutsche, doch von diesen habe knapp ein Drittel eine doppelte Staatsangehörigkeit. Dem Bericht zufolge dominieren die Pässe arabischer Länder und der Türkei.
„Auffällig“ sei laut Verfassungsschutz, dass bei den rein ausländischen Salafisten russische Staatsangehörige die größte Gruppe bildeten. Meist handele es sich um Personen aus dem Nordkaukasus – Tschetschenen, Inguschen, Dagestaner und Osseten.
Die Zahl der Flüchtlinge in der Berliner Salafistenszene sei gering. Der Verfassungsschutz spreche von aktuell 27 Personen, die von 2014 an in Deutschland ankamen und nach Berlin gelangten. Sie stammten vor allem aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Russland.
Die Zentren der salafistischen Szene in Berlin seien „ein Spiegel der Migrationsgeschichte im einst geteilten Berlin“, heißt es in dem Bericht. So zähle der Verfassungsschutz die meisten Szeneangehörigen in Wedding, Neukölln und Kreuzberg. Dort wohne mehr als die Hälfte aller Salafisten.
Weiße Flecken sind die meisten Ortsteile im Osten, aber auch die teureren Gegenden im Berliner Südwesten.
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