Seit Montag wird das Rathaus von zwei Mitarbeitern eines Sicherheitsdienstes bewacht. Grund ist ein 26-jähriger Asylbewerber, der in der Gemeindeverwaltung mehrfach Personen bedroht hat
Steinhagen.Zwischenfälle mit Bedrohungsszenarien habe es in der Gemeindeverwaltung immer mal wieder gegeben, sagt Bürgermeister Klaus Besser. Dass er einen privaten Sicherheitsdienst anheuern musste, um seine Mitarbeiter zu schützen, sei allerdings einmalig.
Seit mehreren Wochen versetzt ein 26-jähriger Asylbewerber die Rathausmitarbeiter regelmäßig in Alarmzustand, was zuletzt zu drastischen Maßnahmen führte. „Sobald ein Mitarbeiter den Mann kommen sieht, schließen wir das Rathaus“, teilt Bürgermeister Besser gestern im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt mit. Wie berichtet war die Situation am Donnerstag dennoch einmal mehr außer Kontrolle geraten. Der 26-Jährige war trotz Hausverbots in die Verwaltung gelangt und habe dort Mitarbeiter beleidigt und mit dem Tod bedroht, berichtet Klaus Besser. Auch unbeteiligte Besucher seien in die Situation geraten.
Die Gemeindeverwaltung sah sich nun dazu gezwungen, einen Sicherheitsdienst zu engagieren, der seit Montag während der Öffnungszeiten den Haupteingang bewacht. Alle anderen Eingänge sind für den Publikumsverkehr zugesperrt worden. Vorerst für zwei Wochen sollen diese Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden.
Der Mann habe Anspruch auf Asylbewerberleistungen und sei darum regelmäßiger Gast im Rathaus gewesen, erklärt Bürgermeister Klaus Besser die Hintergründe. Dort habe er bisher immer einen Scheck ausgehändigt bekommen. Inzwischen sei man dazu übergegangen, das Geld auf ein Konto zu überweisen. Eine Maßnahme, die bei dem Mann abermals zu Ausrastern geführt haben soll. Inzwischen habe er auch Hausverbot in der betreffenden Bank.
Für die Verantwortlichen in Steinhagen ist der Mann ein alter Bekannter. Bereits 2014 sei er nach Deutschland eingereist und in Steinhagen untergebracht worden. Zwischenzeitlich zog er weg. Im Juli wurde er aber erneut Steinhagen zugewiesen. Untergebracht ist er in einer gemeindeeigenen Unterkunft. In einem Einzelzimmer. Der Mann, dessen Nationalität bis heute ungeklärt ist, hat nur ein geduldetes Aufenthaltsrecht. Eine Abschiebung war bislang offenbar nicht möglich.
Polizei, Gericht und Ausländerbehörde arbeiten an Lösung
In Steinhagen, wo sich professionelle Betreuer, ehrenamtliche Flüchtlingshelfer und nicht zuletzt Verwaltungsangestellte um die hier lebenden Flüchtlinge kümmern, ist man zunehmend ratlos. „Die Polizei hat den Mann vergangene Woche für einen Tag in Gewahrsam genommen; man kann ihn aber auch nicht dauerhaft einsperren“, sagt der Bürgermeister. Eine psychische Störung liege bei dem Mann laut Polizeisprecherin Katharina Felsch nicht vor.
Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Bedrohung und Beleidigung muss er sich allerdings bald vor Gericht verantworten. „Zusammen mit Polizei, Amtsgericht und Ausländerbehörde arbeiten wir an einer Lösung“, versichert Bürgermeister Klaus Besser.