
Mitten in diesem Einkaufszentrum hatte der Vater mit einem Messer im April auf seine 47-jährige Tochter eingestochenFoto: Paul Zinken / dpa
Berlin – Mit Ehre hat es nichts zu tun, wenn dem Vater der „Umgang“ seiner erwachsenen Tochter missfällt. Sükrü K. (75) aus Berlin-Neukölln stach auf seine Tochter (47) ein. Das Berliner Landgericht verurteilt den Mann zu vier Jahren Haft wegen versuchten Totschlags. Die Staatsanwaltschaft hatte eine doppelt so hohe Strafe gefordert, für sie war das versuchter Mord.
Wutzky-Center (Gropiusstadt), 17. April 2018: Die Frau ist Verkäuferin im Schuhgeschäft. Der Vater schneidet ihr von hinten in den Hals. Rammt das Küchenmesser tief in ihren Bauch. Kunden überwältigten ihn. Er schimpft seine Tochter „Hure“. Weil sie sich vor der Schule ihrer Tochter (7) mit Vätern anderer Kinder unterhielt.
Seit 46 Jahren lebt der Türke in Deutschland. Im Prozess brauchte er aber einen Dolmetscher.
„Er sah die Familienehre verletzt“
, so der Richter. Nach einem Arbeitsunfall und zunehmender Schwerhörigkeit sei der Vater „isoliert bis zur Bedeutungslosigkeit in der Familie“ gewesen. So habe sich ein paranoides Syndrom entwickelt. Eine „ernsthafte Persönlichkeitsstörung: Er sah die Familienehre verletzt.“
Die krankhafte Störung habe sein „Wertesystem beeinträchtigt“. Von dem Mann gehe „keine Gefahr für die Allgemeinheit“ aus.
„Aber die baldige Rückkehr in die Familie sollte vermieden werden.“ Deshalb ordneten die Richter die Fortdauer der Haft an.