Essen. Die 17 tonnenschweren Betonquader zum Schutz der Besucher vor Anschlägen kosten 120 000 Euro. Langfristig sollen aber versenkbare Poller her.
Die Terrorsperren für den Essener Weihnachtsmarkt werden weitaus weniger kosten, als zunächst angenommen. „Wir liegen jetzt bei 120 000 Euro statt der zunächst angenommenen 200 000 Euro“, sagt Dieter Groppe, Geschäftsführer der Essen Marketing GmbH.
Die EMG ist traditionell Veranstalterin des Budenzaubers, der 45. Internationale Essener Weihnachtsmarkt beginnt am 23. November und endet am Tag vor Heiligabend.
Geklärt ist inzwischen auch, dass die Stadt die Rechnung begleichen wird. Die spürbare Kostensenkung begründet der EMG-Geschäftsführer so: „Wir haben hart verhandelt.“
Verschiedene Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen
Der verheerende Lkw-Anschlag im vergangenen Dezember auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche mit elf Toten und 55 Verletzten hat die Sicherheitsdiskussion in ganz Deutschland neu belebt. Die einen setzen seitdem bei Großveranstaltungen in Innenstädten auf elektronisch versenkbare Stahl- bzw. Betonpoller, die anderen auf tonnenschwere mobile Betonquader.
So auch Essen. Zwischen Willy-Brandt-Platz, Porsche-Kanzel und Kennedyplatz werden Weihnachtsmarkt-Besucher demnächst durch 17 Straßensperren geschützt, die sich aus insgesamt 50 Betonquadern zusammensetzen.
Jeder Betonklotz wiegt 2,6 Tonnen
Jeder Betonklotz wiegt 2,6 Tonnen und ist von der Dekra zertifiziert. Die einen lassen sich mit zwei schweren Stahlseilen verbinden, andere verfügen über eine Hydraulik und können von Fachpersonal leicht angehoben und verschoben werden, etwa wenn ein Lastwagen Waren anliefert oder ein Rettungsfahrzeug passieren muss.
Es zeichnet sich ab, dass die Betonbarrieren, die schon beim Stadtfestival Essen.Original zum Einsatz gekommen sind, keine dauerhafte Lösung darstellen. Oberbürgermeister Thomas Kufen hat die Verwaltung bereits angewiesen, ein Konzept mit versenkbaren Pollern zu erarbeiten. Auch EMG-Chef Dieter Groppe favorisiert die Poller-Lösung – allein schon der Kostenersparnis wegen.
Wer trägt die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen?
Albert Ritter, Präsident des Essener Schaustellerverbandes, ist gleichzeitig auch Chef des Deutschen Schaustellerbundes (DSB). Für die Branche liege auf der Hand, wer die Extrakosten für derartigen Terrorschutz zu tragen habe. Ritter: „Öffentliche Sicherheit ist eine staatliche Hoheitsaufgabe.“
Auch Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr, weiß, wie fatal sich eine Extra-Sicherheitsumlage auf Kosten der Schausteller auswirken würde. „Besonders die attraktiven Buden des Weihnachtsmarktes würden dann wegziehen.“
Die logische Konsequenz: Der Essener Weihnachtsmarkt, eines der Aushängeschilder der Einkaufsstadt, stünde vor dem sicheren Aus. EMG-Geschäftsführer Dieter Groppe erinnert daran, dass Weihnachtsmärkte in Deutschland eine hohe Symbolkraft besitzen. Nach dem Berliner Terroranschlag am 19. Dezember 2016 seien die Besucherzahlen auf dem Essener Weihnachtsmarkt auf einen Schlag dramatisch gesunken.
DSB-Präsident Albert Ritter begrüßt effiziente Sicherheitsmaßnahmen. Aber er sagt auch: „Feste sinScd keine Festungen. Wir lassen uns das Lachen nicht verbieten und müssen alles dafür tun, dass unsere freiheitliche Art zu feiern erhalten bleibt.“