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Mai 25

Unfallzeugin in Düsseldorf angegriffen: Opfer bereut Zivilcourage nicht

Die rechte Augenhöhle der 49-Jährigen ist gebrochen und hat sich verschoben. Eine Operation ist noch nicht möglich. FOTO: Marc Ingel

Düsseldorf. Nach einem Verkehrsunfall in Düsseldorf mit einem Kleinkind wollte eine 49-Jährige schlichten. Daraufhin wurde die Frau von zwei Männern zusammengeschlagen. Jetzt liegt sie mit zertrümmerter Augenhöhle im Krankenhaus. Trotzdem würde sie noch einmal einschreiten, sagt die 49-Jährige. 

In Düsseldorf-Flingern ist am Samstag (20. Mai 2017) ein fünfjähriges Mädchen von einem Auto angefahren worden. Anschließend eskalierte die Situation.

Sie kann sogar schon wieder ein bisschen lächeln, wenn ihre Tochter versucht, sie aufzumuntern. Nur die Augen, die kann die 49-Jährige nicht so lange offen halten, das schmerzt zu sehr. Die rechte Augenhöhle ist gebrochen und hat sich verschoben, auch das linke Auge ist stark geschwollen.

„Ich muss noch so lange hierbleiben, bis die Schwellungen zurückgegangen sind, erst dann kann ich für eine Operation in eine Fachklinik verlegt werden“, sagt die Frau. Wo genau sie aktuell liegt, möchte die Schwerverletzte nicht sagen, denn sie hat Angst, Besuch von ihren Peinigern zu bekommen.

Das sind zwei 31 und 54 Jahre alte Männer, die am Samstagmittag auf sie losgingen, als die 49-Jährige auf der Junkersstraße im Düsseldorfer Stadtteil Flingern Partei für eine 51-jährige Golf-Fahrerin ergriff, die zuvor ein plötzlich auf die Straße laufendes Mädchen angefahren hatte. Die Fünfjährige kam glimpflich davon. Sofort nach dem Unfall stürmten Familienangehörige auf die Straße und beschimpften zunächst die Fahrerin, kurz darauf die Zeugin, die direkt dahinter gefahren war. Dann schlugen sie zu.

„Die Frau hatte keine Schuld“

Wie oft und von wem genau sie getroffen wurde, das kann das Opfer nicht mehr sagen. Sie habe versucht ihr Gesicht mit den Armen zu schützen – vergeblich. „Die Frau hatte keine Schuld, fuhr wie ich exakt 30, hielt an, stieg aus und kümmerte sich um das Kind. Das hat die Meute aber nicht interessiert. Als ich dann noch gesagt habe, das Mädchen sei urplötzlich zwischen parkenden Autos auf die Straße gelaufen, und die Familie müsse doch besser auf das Kind aufpassen, war es auch schon um mich geschehen.“

Sie sei auf dem Nachhauseweg gewesen, wollte von der Rosmarinstraße kommend über die Junkersstraße abkürzen. „Ich habe aus der Ferne das Mädchen auf dem Gehweg noch rumtänzeln gesehen und gedacht, hoffentlich passiert da nichts“, erzählt die Schwerverletzte, die starke Schmerzmittel bekommen hat. Die Fahrerin hat das Kind offenbar nicht wahrgenommen, „aber das kann man ihr nicht zum Vorwurf machen“.

Und genau das wollte sie dann auch den Angehörigen des Mädchens klarmachen, „aber die waren für Argumente nicht zugänglich“. Nach den Schlägen sei das Blut auf ihrem Auto das Erste gewesen, was sie bewusst wahrgenommen habe. Die 49-Jährige habe die ganze Zeit gestanden, sie sei nicht umgekippt oder gar bewusstlos geworden.

„Wie ich das geschafft habe, weiß ich auch nicht“, sagt sie. Trotz des vielen Blutes habe sie zunächst auch nicht mit einer so schweren Verletzung gerechnet. „Das haben mir dann erst die Sanitäter verdeutlicht. Und in der Tat wurden die Schwellungen quasi auch minütlich schlimmer.“

Ein weiterer Autofahrer hinter ihr habe sich ein wenig um sie gekümmert. Und auch ihre Version des Unfallhergangs bestätigt. „Zum Glück, denn die Familie hält ja mit Sicherheit zusammen und behauptet das Gegenteil von dem, was passiert ist“, sagt das Opfer des brutalen Übergriffs. Wie ihre Tochter später mitbekam, hätten die Männer gegenüber der Polizei ausgesagt, sie hätten die Frau nur leicht geschubst. Die Polizei sprach am Sonntag auf Anfrage von einer „südosteuropäischen Großfamilie“.

„Ich würde es wieder machen“

Die 49-Jährige hat bereits Kontakt zu einem Anwalt aufgenommen, sie will auf jeden Fall juristisch gegen die Männer vorgehen. „Nicht wegen des möglichen Schmerzensgeldes, ich will Gerechtigkeit. Die können doch mit so was nicht davonkommen“, sagt sie.

Und obwohl ihr Akt der Zivilcourage so ein böses Ende nahm, sagt die Frau: „Ich würde es wieder machen, so bin ich einfach.“ Das kann die Tochter nur bestätigen: „Meine Mutter würde niemals wegsehen. Aber dass offen gezeigter Mut mit derart roher Gewalt beantwortet wird, ist einfach unfassbar.“

Quelle: RP

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