Eslohe. Nach einer versuchten Vergewaltigung spricht die Familie über ihre Hilflosigkeit. Dabei äußert sie auch Kritik am Verhalten der Polizei.
Nach einem versuchten Sexualdelikt in Eslohe hat die Mescheder Polizei gestern offiziell die unfassbaren Details bestätigt, die Verwandte des Opfers bereits am Sonntagnachmittag gegenüber unserer Zeitung geschildert hatten.
Demnach haben sich am Sonntag gegen 12.15 Uhr in dem beschaulichen Waldstück in Eslohe heftige Szenen abgespielt: Um 12.15 Uhr spaziert eine 45-jährige Frau allein über den Wanderweg E5 in dem Gebiet oberhalb der Sormeckestraße, als sich von hinten ein Mann nähert und sie am hellichten Tag aus heiterem Himmel angreift. Der Mann schlägt die Frau zu Boden, setzt sich auf sie und reißt an ihrer Oberbekleidung. Weil die Frau sich wehrt, beginnt er, sie zu würgen.
Erst als es dem am Boden liegenden Opfer gelingt, geistesgegenwärtig einen Stein zu greifen und damit nach dem Mann zu schlagen, lässt der Täter ab und flüchtet. „Während des gesamten Tatablaufs sprach der Mann nicht ein Wort“, nannte die Polizei gestern in ihrem Pressebericht ein weiteres Detail des Angriffs. In welche Richtung der Unbekannte geflüchtet ist, konnte die Frau nicht beobachten.
Im Wald versteckt
Wie der Neffe des Opfers gegenüber unserer Zeitung mitteilte, hatte sich die 45-Jährige nach dem Angriff im Wald versteckt und ihren Sohn informiert, der sie abgeholt habe. Von Zuhause aus habe man dann die Polizei alarmiert. Von dort wurde die Frau dann mit einem Krankenwagen zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Sie konnte danach zwar wieder entlassen werden, klagte aber auch gestern noch über starke Kopfschmerzen. Auch psychisch habe der Vorfall deutliche Spuren bei seiner Tante hinterlassen, so der Neffe.
Nach der Tat ermittelt die Polizei, wie bereits gestern berichtet, wegen eines Sexualdeliktes und nicht wegen versuchter Tötung. „Nach den bisherigen Schilderungen des Opfers gehen wir nicht davon aus, dass der Täter eine Tötungsabsicht hatte“, so Polizei-Sprecher Holger Glaremin.
Gesicht mit Schal bedeckt
Der Täter ist nach Mitteilung der Polizei vermutlich zwischen 20 und 30 Jahre alt und etwa 1,85 Meter groß. Er hat braune Augen und eine bräunliche Haut. Konkretere Hinweise habe das Opfer leider nicht machen können, so Glaremin gestern auf Nachfrage. Daher könne er zur möglichen Nationalität nichts sagen.
Fest steht aber: Der Täter trug eine schwarze Jogginghose von Nike, schwarze Turnschuhe, einen schwarzen Kapuzenpullover sowie eine schwarze Bauchtasche mit einem weißen Emblem. Sein Gesicht hatte er während der Tat mit einem schwarzen Schal bedeckt. Zudem hatte er bei der Tat die Kapuze des Pullovers über den Kopf gezogen.
Gefühle der Hilflosigkeit bei der Familie des Opfers
„Eine direkt eingeleitete Fahndung nach dem Täter verlief ohne Erfolg“, teilte die Polizei gestern offiziell mit. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen übernommen. Die Polizei fragt: Wer kann Angaben zu dem flüchtigen Täter machen? Wem ist die Person auf dem Wanderweg oberhalb der Sportanlage aufgefallen? Gab es am Sonntagmittag Auffälligkeiten in dem Waldgebiet? Hinweise nimmt die Polizei in Meschede unter 0291/90 200 entgegen.
Nicht nachvollziehbar
„Es wäre angebracht gewesen, andere Menschen schnell vor dem geflüchteten Täter zu warnen“, betont er und ergänzt: „Wir können nicht nachvollziehen, warum erst 24 Stunden vergehen müssen, bis die Polizei eine offizielle Mitteilung des Vorfalls veröffentlicht“.
Polizei-Pressesprecher Holger Glaremin hat Verständnis für diese Ansicht. Es sei tatsächlich wünschenswert gewesen, zeitnah eine Öffentlichkeitsfahndung herauszugeben, gibt er dem Neffen des Opfers Recht. Glaremin verweist allerdings auch darauf, dass der Sachverhalt erst in den frühen Abendstunden habe „verifiziert“ werden können, weil die Kriminalpolizei zunächst mit einem anderen Fall beschäftigt gewesen sei.
Auch darüber hatte sich die Familie des Opfers gewundert. Erst um 18 Uhr, vier Stunden nach der Tat, sei die Kripo gekommen und habe die Frau persönlich angehört. „Danach“, so sagt Glaremin, „hätte man sich tatsächlich mit einer Öffentlichkeitsfahndung an die Medien wenden können“. Allerdings sei die Pressestelle am Wochenende nicht besetzt. „Dann muss die Pressearbeit über die Kollegen der Leitstelle zusätzlich zu all den weiteren Aufgaben erfolgen“, so Glaremin.
Mehrere Streifenwagen im Einsatz
Der Pressesprecher betont aber auch, dass seine Kollegen nach dem Vorfall keineswegs untätig gewesen seien und verweist auf die unmittelbar eingeleitete Fahndung, nachdem die Frau den Täter gegenüber den ersten Beamten beschrieben hatte. Daraufhin seien mehrere Streifenwagen zur Suche eingesetzt worden. „Intern“, so Glaremin, „wolle man die Verzögerung bei der Öffentlichkeitsfahndung auf jeden Fall ansprechen“. Fest stehe aber auch: „Aus Sicht der Polizei müssen Täterbeschreibungen wasserdicht sein, bevor wir damit an die Öffentlichkeit gehen.“