Leipzig – Der zweite Prozess um den brutalen Mord an einem Tunesier in Grünau im Oktober 2016 endete am Mittwoch mit einer unangenehmen Überraschung: Mehmet C. (23) wurde freigesprochen. Der Grund: Wichtige Zeugen verweigerten die Aussage!
Der Türke war nach der Tat mit dem inzwischen schon wegen Mordes verurteilten Kosovo-Albaner Argjent K. (22) per Flixbus nach Dortmund geflohen. Später war er in Berlin untergetaucht.
Während bei Argjent K. fest steht, dass er den Tunesier Hamza G. (24) am Morgen des 21. Oktober an der Bushaltestelle Stuttgarter Allee auflauerte und mit sieben Messerstichen regelrecht hinrichtete, konnte das Gericht seinem nun angeklagten Kumpanen eine Tatbeteiligung nicht nachweisen.
Der Richter: „Es gibt handfeste Indizien, doch die reichen nicht für eine Verurteilung.“ Insbesondere deshalb nicht, weil etliche Zeugen aus dem Umfeld der Albaner-Gang im Prozess die Klappe hielten. „Viele hatten ein Aussageverweigerungsrecht, weil auch gegen sie selbst ermittelt wird.“
Der Richter musste den Türken freisprechen, sagte zu ihm: „Sie haben in einem Chat mit Gewalt gegen das spätere Opfer gedroht, waren in der Tatnacht auch in der Wohnung der albanischen Täterfamilie.“
Scharfe Kritik übten das Gericht an der Verteidigung des Angeklagten. Die Anwälte hatten bereits im Vorfeld des Prozesses mit entscheidenden Zeugen gesprochen – um ihnen das Schweigen zu empfehlen?
Erst durch den Prozess war bekannt geworden, dass in Grünau eine Albaner-Gang seit Jahren ihr Unwesen trieb, Drogengeschäfte, Nachbarn terrorisierte.
Der Richter zum Motiv für den brutalen Mord: „Als 2016 zunehmend mehr Nordafrikaner nach Grünau kamen und es regelmäßig Auseinandersetzungen gab, sollte mit der Vernichtung von Hamza G. ein warnendes Exempel statuiert werden.“
Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob sie gegen das Urteil Einspruch einlegt. Da sie eine Verurteilung wegen Mordes forderte, dürfte es so kommen.