Ein weiteres brutales Gewaltverbrechen erschüttert Indien: Die Polizei nahm 15 Tatverdächtige fest, die ein Mädchen vergewaltigt haben sollen. Die 16-Jährige verbrannte nach der Tat in ihrem Haus.
Erst im vergangenen Monat demonstrierten landesweit Tausende Menschen gegen die zu milden Bestrafungen für Sexualverbrecher. Indien leidet unter einer Welle der Gewalt gegen Frauen und Minderjährige: Allein 2016 wurden rund 40.000 Vergewaltigungsfälle gemeldet, die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen. Nach der Gruppenvergewaltigung und Ermordung eines achtjährigen Mädchens im April ordnete die Regierung die Einführung der Todesstrafe für Vergewaltiger von Kindern an.
Doch die Abschreckung lässt auf sich warten. Ende vergangener Woche kam es in dem Dorf Raja Kundra im ostindischen Bundesstaat Jharkhand offenbar erneut zu einer Gruppenvergewaltigung. Das Opfer: ein 16-jähriges Mädchen. Die örtliche Polizei nahm am Samstag 15 Tatverdächtige fest, darunter den Angaben der Behörde zufolge auch den Hauptverdächtigen. Fünf weitere Männer seien noch auf der Flucht.
Das Mädchen sei am Freitag in seinem Haus bei lebendigem Leib verbrannt worden, erklärte der stellvertretende Bezirkschef von Chatra, Jitendra Kumar Singh. Mutmaßlich sei es in der Nacht zuvor vergewaltigt worden. Wie Familienangehörige des Opfers berichten, sei das Mädchen am Donnerstagabend von vier betrunkenen Männern von einer Hochzeitsfeier entführt worden. In einem abgelegenem Waldstück sei es dann zu der Vergewaltigung gekommen.
Auf Betreiben des Vaters des Mädchens hatte der Dorfrat die Verdächtigen mit einer Strafe von 100 Sit-ups (Rumpfbeugen) und einer Geldbuße von umgerechnet rund 625 Euro belegt, sagte Vize-Bezirkschef Singh. Die lokalen Ältestenräte verhandeln in Indien häufig Streitfälle, um das langwierige und teure staatliche Rechtssystem zu umgehen. Obwohl sie keine formelle juristische Funktion innehaben, verfügen sie vor allem in ländlichen Gebieten über großen Einfluss und Autorität. Augenscheinlich jedoch nicht genug, um die Verdächtigen von einer weiteren Gräueltat abzuhalten: Aus Verärgerung über die Beschwerde des Vaters seien einige der Männer am Freitag in das Haus der Familie eingedrungen, hätten Angehörige geschlagen, das Mädchen mit Benzin übergossen und es angezündet. Die 16-Jährige verbrannte bei lebendigem Leib.
Wie der Polizeisprecher Shambhu Thakur der Agentur AFP sagte, wurde der zunächst flüchtige Hauptverdächtige am Sonntag bei seinen Verwandten aufgespürt und festgenommen. Auch der Dorfvorsteher von Raja Kundra wurde Thakurs Angaben zufolge in Gewahrsam genommen, da er eine Strafe verhängt hat, die zu Mord geführt habe. Die Familie des Opfers wurde unter Polizeischutz gestellt. Der Regierungschef von Jharkhand, Raghubar Das, verurteilte die „barbarische“ Tat am Sonntag und forderte harte Strafen für die Täter.