Sie war gerade angekommen. Eine Neuberlinerin, die die Stadt entdecken wollte. Doch auf dem Friedrichshainer RAW-Gelände soll die 18-Jährige dem falschen Mann begegnet sein. Als sie durch Alkohol und Drogen außer Gefecht gesetzt war, soll Ibrahim C. die Jugendliche vergewaltigt haben. Neun Monate später saß sie dem mutmaßlichen Sexualstraftäter am Freitag im Landgericht gegenüber.
Der Angeklagte soll seit Ende 2014 in Deutschland leben. Ibrahim C. sei bei Polizei und Justiz bereits häufig und unter verschiedenen Aliaspersonalien aufgefallen, hieß es am Rande. Im Prozess gab C. an, er stamme aus Libyen. In vielen anderen Akten aber steht, er sei Tunesier. Seit Anfang 2015 sei es immer wieder zu Verfahren gegen C. gekommen, so Prozessbeteiligte. Mehrfach sei C. als Drogendealer bestraft worden.
Prozess vertagt
Die 18-Jährige und der Angeklagte waren sich den Ermittlungen zufolge im August 2017 auf der Partymeile in der Revaler Straße begegnet. Die junge Frau soll im Trubel mehr Alkohol getrunken haben, als sie vertragen konnte. Außerdem sei sie von einem anderen Mann gedrängt worden, Drogen zu nehmen. Vermutlich handelte es sich um Ecstasy. Als sie das Bewusstsein verlor, soll C. ihre wehrlose Lage ausgenutzt haben.
Die Jugendliche war erst am nächsten Morgen zu sich gekommen. Sie habe sofort die Polizei alarmiert. Gesicherte DNA-Spuren und Bilder einer Überwachungskamera führten dreieinhalb Monate später zur Festnahme des 20-Jährigen. In Vernehmungen bei der Polizei soll Ibrahim C. erklärt haben, der Sex mit der 18-Jährigen sei einvernehmlich gewesen. Ob er sich vor dem Landgericht äußert, blieb zunächst offen. Noch vor Verlesung der Anklage wurde der Prozess am Freitag auf den 29. Mai vertagt.