Nur knapp ein Viertel der Deutschen befürwortet den offiziellen Staatsbesuch des türkischen Präsidenten in Deutschland.
- 69 Prozent sprechen sich gegen Recep Tayyip Erdogans Besuch aus.
- Einig sind sich in dem Thema sogar AfD- und Grünen-Wähler.
Im Herbst möchte der türkische Präsident Erdogan nach Deutschland kommen – und will laut einem Bericht der „Bild“ das ganz große Protokoll. Dazu gehören unter anderem ein Empfang durch den Bundespräsidenten mit militärischen Ehren und ein Staatsbankett. Außerdem plane er bei seiner ersten Deutschlandvisite nach Übernahme des Präsidentenamtes auch, in einer Veranstaltung zu türkischen Landsleuten sprechen.
In der Opposition war die Empörung groß. Grünen-Politiker Cem Özdemir beispielsweise fordert, Erdogan dürfe nicht wie ein demokratischer Staatschef empfangen werden. Bundesaußenminister Heiko Maas verteidigte den Staatsbesuch aber gegen die Kritik aus der Opposition. Bisher steht aber weder ein konkreter Termin fest, noch ist geklärt, ob es wirklich ein Staatsbesuch mit allen protokollarischen Elementen wie Staatsbankett und Empfang mit militärischen Ehren wird. Das Bundespräsidialamt erklärte am Montag lediglich: „Es gibt seit längerer Zeit eine Einladung an den türkischen Staatspräsidenten, Deutschland zu besuchen. Ein Termin für den Besuch steht noch nicht fest.“
Auf Maas‘ Seite sind nur wenige Deutsche: Eine große Mehrheit der Bevölkerung, 69 Prozent, spricht sich gegen einen offiziellen Staatsbesuch des türkischen Präsidenten aus. Knapp über 50 Prozent lehnen diesen komplett ab, 19 Prozent votierten mit „eher nein“. Das ist das Ergebnis des WELT-Trends, einer repräsentativen Umfrage, die exklusiv vom Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von WELT erhoben wurde. Nur 23,9 Prozent der Befragten befürworten einen offiziellen Staatsbesuch – davon stimmten nur knapp über 10 Prozent mit „Ja, auf jeden Fall“.
Analysiert man die Daten nach der Wahlabsicht der Befragten, fällt auf, dass die Ablehnung des Staatsbesuches über die Parteigrenzen hinweg vorhanden ist, dabei jedoch am schwächsten bei der SPD (58,4 Prozent) und am stärksten bei der AfD (81,3 Prozent) ausgeprägt ist.
Von den Union-Wählern stimmten 23,3 Prozent für und 69,3 gegen einen Besuch. Die Wähler der FDP und Linken sind sich relativ einig. 31,9 beziehungsweise 29,9 Prozent sprachen sich jeweils für den Erdogan-Besuch aus. Die meisten unentschlossenen Bürger versammelten die Grünen. 9,8 Prozent ihrer Anhänger waren unentschlossen.
Doch es gibt auch geographische Unterschiede. Auf die größte Ablehnung stößt der Besuch des türkischen Staatspräsidenten in dünn besiedelten und ländlichen Regionen (72,5 Prozent), wohingegen sich in Ballungsräumen und Städten immerhin 32,2 Prozent für den Erdogan-Besuch aussprechen.