Fast eintausend angeblich minderjährige Flüchtlinge schwindelten bei der Altersangabe.
Vorteile für Junge
Es habe sich herumgesprochen, dass Jugendliche bevorzugt behandelt werden. Aus Sicht der Flüchtlinge ist der Versuch, sich jünger zu machen, nachvollziehbar. Minderjährige werden etwa nicht in jene Länder zurückgeschoben, in denen sie erstmals in die EU einreisten. Zudem können die Eltern rasch nachgeholt werden.
Im Innenministerium verweist man darauf, dass die Altersfeststellungen gesetzlich verankert sind (siehe Zusatzbericht). Notwendig sind mehrere medizinische Untersuchungen. „Es ist klar, dass entsprechende Gutachten im Asylverfahren vorausgesetzt sind“, sagt Sprecher Karl-Heinz Grundböck. Die Volljährigkeit müsse rechtsstaatlich abgesichert sein. Und Rechtsstaatlichkeit koste eben Geld.
Konsequenzen für das Asylverfahren hat die „Alterslüge“ keine. „Es gibt keine automatischen Rechtsfolgen“, bestätigt Grundböck. „Die allgemeine Glaubwürdigkeit wird aber nicht gestärkt.“ Allerdings drohen nun bis zu 5000 Euro Strafe, wenn man durch falsche Angaben zu einem Aufenthaltstitel kommt.
„Strafen werden in den Verfahren einiges verkomplizieren“, meint hingegen Anny Knapp, Obfrau des Vereins Asylkoordination. Sie glaubt, dass man mit Beratungen mehr erreichen kann. Generell sei die Anzahl jener, die „eindeutig volljährig“ seien, nicht groß, widerspricht sie der Polizei. Vielmehr berichtet sie von Fällen, bei denen Jugendliche angeben, 15 zu sein, ihnen aber nicht geglaubt werde. Das teure Gutachten ergebe dann ein Alter von 16. „Viele werden zur Altersfeststellung geschickt, obwohl klar ist, dass sie noch minderjährig sind.“Andere Experten kritisieren, dass die Verfahren zum Standardfall verkommen seien, obwohl sie das letzte Mittel sein sollten. Jeder, der aussehe wie 16, werde getestet. Zudem sei eine präzise Altersangabe auch mit Gutachten nicht möglich. Und auch wenn jemand über 18 sei, betont Knapp, „ist er ja nicht schlagartig selbstständig“. Sie fordert deshalb auch eine psychologische Beurteilung der Betroffenen.
Im Vorjahr haben insgesamt 42.285 Menschen in Österreich um Asyl angesucht. 3900 Anträge wurden von unbegleiteten Minderjährigen gestellt. Bei 2252 Asylverfahren hatten die Asylbeamten Zweifel an den Angaben der jungen Flüchtlinge, 919 wurden untersucht und für volljährig erklärt. 285 Anträge wurden von jungen Afghanen unter 14 Jahren gestellt – die mit Abstand größte Gruppe. Auch bei den 14- bis 18-Jährigen lagen Afghanen mit 2161 Anträgen ganz vorne, gefolgt von jungen Pakistani (309). Unbegleitete minderjährige Syrer kamen im Vorjahr 130 nach Österreich.