Bonn – Verstärkte Polizeipräsenz, regelmäßige Kontrollaktion, Rückgang der Straßenkriminalität: Doch Ruhe ist in Bad Godesberg immer noch nicht eingekehrt!
Erst Anfang April fühlten sich Mütter mit kleinen Kindern im Panoramapark von etwa 20 Jugendlichen bedroht, die sich am frühen Nachmittag auf den Spielgeräten breitgemacht hatten. „Wir sind dann vor denen regelrecht geflüchtet“, erzählt eine der Frauen.
Plötzlich seien drei Streifenwagen gekommen, berichtet eine andere Mutter. „Die haben sich bestimmt eine Stunde lang mit denen beschäftigt“, erklärt sie. Die Beamten nahmen die Personalien der 20 Jugendlichen auf und ermahnten sie.
Nur mit Pfefferspray raus
Irene P. (74, Name geändert) bekam den Vorfall mit. „Wir beobachten sehr oft, dass der Park regelrecht belagert ist“, erzählt sie. „Abends geht meine Tochter nicht mehr ohne Pfefferspray mit dem Hund raus.“
80-Jähriger vor Füße gespuckt
Die 74-Jährige berichtet von einem schockierenden Fall, der sich vor dem Bad Godesberger Kinopolis abspielte. „Eine 80-jährige Freundin wollte ins Kino und bat eine Gruppe Jugendlicher sie vorbeizulassen – sie haben ihr dann vor die Füße gespuckt und sie beschimpft: »Dreckige Deutsche, uns gehört hier doch bald sowieso alles«.“
Bad Godesberg – die Angst will nicht gehen. Seit der tödlichen Prügelattacke auf Niklas (17) im Mai letzten Jahres fühlen sich viele Bad Godesberger nicht mehr sicher. Und das, obwohl in ihrem Viertel in 2016 zum Beispiel die Straßenkriminalität um 111 auf 1667 Fälle zurückgegangen ist.
Polizei regelmäßig unterwegs
Kurpark, Arcadia-Passage, Innenstadt, Koblenzer Straße. Das sind die typischen Anlaufstellen für die Polizei, dort versammeln sich Jugendliche, oft in großen Gruppen. Seit es wärmer ist, ist auch der Panoramapark wieder Treffpunkt, so ein Beamter.
Auch Schulhöfe kontrolliert
„Im Rahmen des Präsenzkonzeptes werden die Parks immer kontrolliert“, erklärt Polizeisprecher Simon Rott. So wurden am 1. April im Kurpark 16, im Panoramapark fünf Personen kontrolliert. Die Beamten nahmen aber auch eine Godesberger Gaststätte unter die Lupe sowie Schulhöfe.
Cornelia Junker (68) ist mit ihrem Enkel auf dem Spielplatz des Panoramaparks. „Ich weiß, dass es hier immer wieder zu Begegnungen mit Jugendlichen kommt“, erzählt sie. Angst hat sie aber nicht.
„Seit Niklas’ Tod heißt es, es sei in Bad Godesberg bedrohlich. Das ist ein tragischer Fall, aber ich fühle mich hier sicher. Zumal seitdem deutlich mehr Polizei im Einsatz ist“, so die 68-Jährige.
„Ich finde es nicht schlimmer oder besser als früher“, sagt Informatiker Marco Claus (38). „Ich weiß allerdings nicht, was abends los ist.“
Rondell kein Treff mehr
Der Polizeidruck ist auch am Rondell zu spüren, wo sich vor Niklas’ Tod immer viele Jugendliche trafen. „Abends ist hier seitdem keiner mehr“, erzählt Aslan Müslüm (26), Mitarbeiter im dortigen Kiosk. „Es ist wie ausgestorben.“