Fast jede Frau in Ägypten ist laut einer Studie der Vereinten Nationen schon mal sexuell belästigt worden. Omnia ist eine von ihnen.
Omnia solle mal so richtig hart rangenommen werden. Dieser Hintern, diese Brüste! Er mustert ihren Körper. Er habe schon eine Erektion, sagt er. Will sie nicht mit zu ihm nach Hause kommen? Omnia geht weiter die Straße entlang, versucht die Sprüche zu ignorieren: „Hey Süße, du Hure, ich will dich ausziehen.“ Drei Kommentare in fünf Minuten. Die junge Frau hat sich daran gewöhnt.
Nichts hat sich geändert seit damals vor vier Jahren, als sie mit ihren Freundinnen die Hauptstraße ihrer Heimatstadt in Oberägypten entlanglief. Ein junger Mann auf dem Fahrrad fasste ihr beim Vorbeifahren in den Schritt. Er hielt an und grinste, sie stand nur da und war wie erstarrt. An die restlichen Minuten erinnert sie sich kaum. Sie war 16.
Manchmal sagen sie nur „Hey, Hübsche“, manchmal „Musa“ – Banane, eine Anspielung auf ihren kurvigen Körper. Manchmal, dass sie große Brüste, eine große Vagina habe. Manchmal, was sie gerne mit ihr machen würden.
Omnia schämt sich, wenn sie darüber spricht; nimmt schnell einen Zug ihrer Zigarette und bläst den Rauch über ihren Kopf hinweg aus dem geöffneten Fenster in ihrer Wohnung im Kairoer Stadtteil Dokki. Die Geräusche der Stadt wehen in den Raum: Hundegebell, Autos. Kinder, die auf der Straße spielen. Wenn ihre Brüder wüssten, dass sie mit Männern zusammenlebt, vor ihnen in kurzen Hosen auf dem Sofa liegt, regelmäßig kifft und ab und zu Männerbesuch hat, würden sie sie wahrscheinlich umbringen, sagt sie.