Die Attacke mit einer Sense, einem Axtstiel und einem Stein zwischen zwei Bewohnern der Unterkunft am Fuchsweg ist nur die Spitze des Eisbergs
Gütersloh. Die Flüchtlingsunterkunft am Fuchsweg in Avenwedde ist offenbar schon länger ein Brennpunkt. So musste im Zeitraum vom 17. Juli 2017 bis 23. August 2018 die Polizei zu insgesamt 154 Einsätzen zur Einrichtung ausrücken, wie die Polizeisprecherin der Kreispolizeibehörde Gütersloh, Corinna Koptik, auf Nachfrage der NW mitteilt. Dabei habe es sich um 114 „reine Aufklärungseinsätze“ gehandelt. Nur um zu schauen, ob „alles in Ordnung“ sei, schreibt Koptik.
In 40 Fällen seien die Beamten vor Ort tätig geworden. „Dabei können zum Beispiel Strafanzeigen oder Meldungen gefertigt oder Überprüfungen vor Ort ohne weitere Folgemaßnahmen getroffen worden sein“, teilt die Polizeisprecherin mit ohne dabei nähere Angaben zu den einzelnen Delikten zu machen.
Sicherheitsdienst wird verstärkt eingesetzt
Die Zustände in dem Heim. Sie haben offenbar erste Konsequenzen. Laut Informationen von Radio Gütersloh soll der zuständige Sicherheitsdienst ab sofort rund um die Uhr für Ruhe in der Unterkunft sorgen. Bislang sei dieser nur in den Abend- und Nachtstunden aktiv gewesen, meldet der Sender.
Das Sicherheitsunternehmen Safe T Service aus Hövelhof ist seit dem 1. Januar diesen Jahres für die Sicherheit vor Ort zuständig. Laut der Sprecherin der Stadt Gütersloh, Elisabeth Menke, habe es bislang keine Beschwerden über die Firma gegeben. Laut Menke sei sogar das Gegenteil der Fall. Die Rückmeldungen seien „häufig sehr positiv“. Außerdem seien die Mitarbeiter von Safe T Service für die Anwohner am Fuchsweg ansprechbar. Auf NW-Anfrage äußerte sich das Unternehmer nicht.
Dreck und Müll in den Zimmern
Zumindest scheint das Unternehmen wenig Einfluss auf die Zustände in der Unterkunft zu haben. Betritt man das Gebäude und spricht mit Bewohnern der Einrichtung bekommt man einen trostlosen Eindruck. Vor dem Eingang: weggeworfene Tüten. Ein leerer Eierkarton liegt auf verbranntem Gras. Die kalten Kacheln im Korridor des Gebäudes: dreckig.
In einer Ecke steht ein Reifen. Im Waschraum liegen verbrauchte Wattestäbchen und Einkaufstüten. Ein unangenehmer Geruch liegt in der Luft. Folgt man dem Gestank, gelangt der Besucher zu einer zweckmäßig eingerichteten Küche. Auch hier liegt Dreck und Biomüll in der Ecke des Raums. Einer der Bewohner lädt in sein Zimmer ein.
„Viele schlechte Leute“
Auf dem Boden liegen verstreut: Klamotten. Ein Kühlschrank brummt vor sich hin. Der Mann möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. „Hier ist es sehr schmutzig“, sagt er und reibt sich die müden Augen. Hier in der Unterkunft habe er Angst. Es gebe viel Streit untereinander, sagt er und schaut einen seiner Mitbewohner an, der neugierig durch die Zimmertür lugt. Es gebe hier viele „schlechte Leute“. Manche nehmen Drogen, viele seien betrunken.
„Er hier trinkt zum Beispiel jeden Tag Wodka“, sagt er und deutet mit dem Finger auf seinen Mitbewohner. Der blickt ihn mit glasigen Augen an und schüttelt den Kopf. Das stimme so nicht, sagt dieser. Aber auch er fühle sich unsicher. Er zeigt Brandnarben an seinen Unterarmen. Da habe man ihm Zigaretten ausgedrückt. Wer das gewesen sei, bleibt aber unklar.
Bewohner sind selbst für Hygiene im Haus zuständig
Grundsätzlich seien die Bewohner selbst für die Hygiene in den Unterkünften zuständig, schreibt die Stadtsprecherin Elisabeth Menke. Die Ausstattung und Instandhaltung des Gebäudes liege bei der Stadt selbst. Diese tausche regelmäßig defekte Küchengeräte aus oder repariere Türen, Elektrik und Waschräume. Ein zuständiger Hausmeister sei regelmäßig vor Ort. „Im Einzelfall führt die Stadt größere Aktionen zur Wiederherstellung hygienischer Mindeststandards durch“, schreibt Menke.