In der Kleinstadt Pinneberg sorgt ein Bordell für Aufregung. Es liegt nämlich gegenüber einer Moschee – und die gläubigen Muslime fühlen sich durch das horizontale Gewerbe gestört.
Nackte Brüste hinter Fensterscheiben und viele Freier: In der Kleinstadt Pinneberg nordwestlich von Hamburg sorgt ein Bordell für Ärger. Das Etablissement liegt in einem Wohngebiet gegenüber einer Moschee, der einzigen in Pinneberg. Das berichtet das „Hamburger Abendblatt“.
Die türkisch-islamische Gemeinde will das bunte Treiben auf der anderen Straßenseite nicht länger hinnehmen. Seref Ciftci, Vorsteher der Gemeinde, kündigte an, gegen das Bordell vorzugehen. Er hat sich deswegen auch schon bei Bürgermeisterin Urte Steinberg beklagt, schreibt das „Abendblatt“. Wenn es nicht anders geht, werden wir Nachbarn ansprechen“, sagte Ciftci. Und: „So etwas kann ich mir auch vor einer christlichen Kirche nicht vorstellen“.
Reger Betrieb vor der Moschee
Sein Vorstandskollege Seref Yildirim erzählte der Zeitung, was ihn stört. Demnach würden die Frauen vormittags mit Autos gebracht, danach herrsche reger Betrieb. Männer würden durch die Straße streunen und sich per Handy mit den Frauen verabreden. „Wenn wir abends das Gebet verlassen, sind die Gardinen offen“, sagte Yildirim. Auf St. Pauli möge dergleichen ja an der Tagesordnung sein. „Aber wir leben in einer Kleinstadt.“
Die Gemeinde betreut in ihrem Zentrum mit der Moschee 170 Kinder, am Freitag kommen bis 600 Menschen zum Gebet. Die Vorsteher fürchten, dass die Eltern ihrer Kinder in Zukunft zu Hause lassen könnten.
Vertreter anderer Glaubensrichtungen haben Verständnis für den Protest. Der Pinneberger Pastor Karl-Uwe Reichenbächer nannte Prostitution gegenüber einer Moschee „geschmacklos“. Propst Thomas Drope, Oberhaupt des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises, hält den Ärger zumindest für nachvollziehbar. Grundsätzlich müsse man aber damit leben, dass es in unserer Gesellschaft Prostitution gebe. „Wenn so etwas in der Nachbarschaft vorkommt, kann das schon sehr nerven.“
Hasskommentare gegen Muslime in den sozialen Medien
Auch der Vorstand der jüdischen Gemeinde in der Stadt, Wolfgang Seibert, äußerte sich zu dem Fall. Ihn persönlich würde horizontales Gewerbe vor der Tür seines Gemeindezentrums nicht besonders stören, sagte er dem „Abendblatt“. „Aber wenn in einem solchen Fall Unruhe unter unseren Mitgliedern aufkäme, wäre auch ich gezwungen zu handeln.“ Man müsse auch bedenken, dass Muslime nach sehr strengen Sitten lebten. „Frauen, die nackte Haut zeigen, sind ein Problem“, sagte Seibert.
In den sozialen Medien gab es hingegen nicht nur Zuspruch. Das „Abendblatt“ schreibt von zum Teil „zweifelhaften Zungenschlag“. Es wurden zahlreiche Hasskommentare gegen die Muslime verfasst.
Das Problem ist, dass die Stadt aktuell keine rechtliche Handbabe hat. Für solche Bordelle gibt es nämlich keine Meldepflicht. Nur wenn es einen begründeten Verdacht auf Zwangsprostitution gibt, können die Behörden einschreiten. Ab 2017 gilt das neue Prostituiertengesetz, erst dann müssen die Betreiber ihre Häuser bei der Stadt anmelden.