Görlitzer Politiker verurteilen den Übergriff an der Löbauer Straße. Auch die syrische Gemeinde meldet sich nun zu Wort.
Görlitz. Nach der Attacke auf eine 33-Jährige hat das Amtsgericht Görlitz Haftbefehl gegen einen Syrer erlassen. Vorausgegangen war ein entsprechender Antrag der Staatsanwaltschaft. Das bestätigt die Polizeidirektion Görlitz. Der 43-Jährige soll die Frau in der Nacht zum Donnerstag im Flur eines Mehrfamilienhauses an der Löbauer Straße angegriffen, mit einem Messer bedroht und ihr die Hose heruntergezogen haben. Nur das Eingreifen eines Hausbewohners verhinderte Schlimmeres. Sowohl er als auch der Angreifer wurden verletzt. Letzterer ist gegenwärtig in einem Haftkrankenhaus untergebracht, heißt es von der Polizeidirektion.
Inzwischen sorgt der Fall für Aufsehen auf politischer Ebene. Octavian Ursu, Görlitzer CDU-Landtagsabgeordneter: „Der Zivilcourage eines Einzelnen ist zu verdanken, das Schlimmeres vermieden werden konnte.“ Die schnelle und koordinierte Fahndung der Polizei habe am Ende dazu geführt, dass der Täter unmittelbar gefasst werden konnte. „Durch solche Einzelfälle wird die Toleranz der Mehrheit der Menschen in unserer Gesellschaft schwer auf Probe gestellt“, so Octavian Ursu. Er vertraue darauf, dass die Justiz in diesem Fall neben einem schnellen Verfahren alle Rechtsmittel bis hin zur Ausweisung prüfe. Octavian Ursu: „Wer als Gast die Regeln des Zusammenlebens unserer Gesellschaft auf eine solch gravierende Art und Weise missachtet, muss die harte Reaktion des Rechtsstaates klar zu spüren bekommen. Nach meiner Auffassung hat der Straftäter sein Recht, hier bei uns zu leben, damit verwirkt.“ Alles andere wäre ein falsches Zeichen, auch gegenüber den anderen Flüchtlingen, die versuchen, sich in Deutschland zu integrieren, so der Görlitzer CDU-Landtagsabgeordnete.
Thorsten Ahrens, Fraktionschef der Linken im Görlitzer Stadtrat spricht von einem „sehr bedauerlichen“ Vorfall. „Jetzt sind die Behörden gefragt, die die genauen Umstände ermitteln müssen“, sagt er. Generell sei das Thema Gewalt gegen Frauen eines, „das wir im Auge behalten müssen“. Thorsten Ahrens warnt davor, die Nationalität des mutmaßlichen Täters in den Vordergrund zu stellen. „Die Nationalität ist in Fällen von Gewalt gegen Frauen nicht ausschlaggebend“, sagt er und bezieht sich auf die Me-Too-Debatte. „Wir müssen über Gewalt von Männern gegenüber Frauen generell reden“, so der Fraktionschef der Görlitzer Linken. Natürlich gebe es auch Gewalt von Frauen gegenüber Männern. Aber generell gesehen seien die umgekehrten Fälle doch in der Mehrheit.
Derweil hat sich auch die syrische Gemeinde zu dem Fall zu Wort gemeldet. „Die angegriffene Frau hat unser ganzes Mitgefühl und wir wünschen ihr zutiefst, dass sie sich von dem Geschehnis bald erholt. Ihrem mutigen, couragierten Helfer gilt unser aufrichtiger Dank“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Gruppe „Syrlitz-deutsch-arabische Kulturfreundschaft“ und dem Verein Assalam. Mit der ihm zu Last gelegten Tat habe der mutmaßliche Täter auch die Hand gegen alle in Görlitz lebenden arabischen Menschen, gleich, ob sie Moslems oder Christen sind, erhoben. „In unserer arabischen Kultur wird die praktizierte und erfahrene Gastfreundschaft als überaus wichtig angesehen. Wir Geflüchteten erleben in dieser Stadt sehr viel Gastfreundschaft und sind dafür außerordentlich dankbar“, so die syrische Gemeinde weiter. Eine solche Tat wie die jetzt geschilderte sei unerträglich. Und: „Jeder Geflüchtete, der in Görlitz lebt und sich nicht an die Regeln dieses Landes hält, stellt sich außerhalb unserer eigenen arabischen Gemeinschaft.“
Aus welchen Gründen genau es zu der Tat kam, ob sich Opfer und mutmaßlicher Täter kannten, ist derweil noch völlig unklar. Die Ermittlungen laufen, teilt Polizeisprecher Thomas Knaup am Freitag auf eine entsprechende Nachfrage der SZ mit. Auch zur Nationalität der angegriffenen 33-Jährigen gibt es keine Aussage. „Die Polizei wird aus Gründen des Opferschutzes zur Identität der betroffenen Frau keine weiterführenden Angaben machen“, so Thomas Knaup.
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