An der Spitze der Polizeilichen Kriminalstatistik löst Berlin Frankfurt ab, das jetzt auf Platz vier rangiert. Auf den zweiten Platz der Städterangliste rückt Leipzig vor, den dritten Platz belegt Hannover. Die sicherste Stadt der Republik bleibt wie schon in den Vorjahren München.
Berlin ist die gefährlichste Großstadt Deutschlands. Sie trägt den inoffiziellen Titel „Hauptstadt des Verbrechens“. Das zeigt die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2016, die der „Welt“ vorliegt und exakt 16.161 erfasste Straftaten pro 100.000 Einwohner ausweist. Damit hat die Stadt an der Spree Frankfurt am Main abgelöst, das 2015 den Spitzenplatz innehatte.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will die Zahlen gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Markus Ulbig (CDU) aus Sachsen, offiziell am Montag in Berlin vorstellen. Auf den zweiten Platz der Städterangliste rückt Leipzig (15.811 Taten) vor, den dritten Platz belegt Hannover (15.764 Taten). Frankfurt am Main (15.671 Taten), jahrelang unsicherste Stadt, konnte sich auf den vierten Platz verbessern.
Die sicherste Stadt der Republik bleibt wie schon in den Vorjahren München. Dort registrierte die Polizei nur 7909 Verbrechen pro 100.000 Einwohner. Damit wird in der Landeshauptstadt statistisch gerechnet nur jeder 13. Opfer eines Verbrechens. Das ist mit deutlichem Abstand vor allen anderen Städten der beste Wert. Den Platz dahinter nimmt ebenfalls eine bayerische Stadt ein: Augsburg (7988 Taten). Die nordrhein-westfälische Stadt Oberhausen (8258 Taten) kommt auf den dritten Platz, gefolgt von Wiesbaden.
Die Statistik zeigt mit Blick auf die anderen Städte in Deutschland, dass das Risiko, einem Dieb, Einbrecher oder Mörder zum Opfer zu fallen, regional höchst unterschiedlich ist. So gibt es der Kriminalstatistik zufolge ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Das bestätigt auch das Ranking der Bundesländer, das durch geringe statistische Zuordnungsunterschiede bei den Stadtstaaten Bremen und Hamburg leicht mit dem Städteranking differiert.
Im Länderranking ist nach den Stadtstaaten Berlin (16.161 erfasste Straftaten pro 100.000 Einwohner), Bremen (13.687) und Hamburg (13.384) Nordrhein-Westfalen der Flächenstaat mit der höchsten Kriminalitätsrate. Dort entfallen auf 100.000 Einwohner 8225 Verbrechen, während es im sichersten Land Baden-Württemberg lediglich 5599 Taten sind. Ebenfalls gut schneiden die nachfolgenden Länder Hessen (6672), Rheinland-Pfalz (6775) und Bayern (6871) ab.
Insgesamt ist die Zahl aller in Deutschland polizeilich erfassten Straftaten im vergangenen Jahr leicht um 0,7 Prozent auf insgesamt 6,372 Millionen Fälle gestiegen. Die Gesamtaufklärungsquote verharrt mit 56,2 Prozent nahezu auf dem Niveau des Vorjahres.
Die Kriminalstatistik beziffert überdies den Gesamtschaden, der durch alle Straftaten in der Bundesrepublik entstanden ist: rund 6,8 Milliarden Euro.
Auffällig ist der deutliche Anstieg bei den Delikten, die unter der Rubrik Gewaltkriminalität (193.542 Fälle, plus 6,7 Prozent) aufgeführt werden. Diese Entwicklung hat vor allem folgende Gründe: Die darunter fallende Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen nahm um 9,9 Prozent auf 140.033 Fälle zu. „Bei diesen Delikten prägt Alkoholeinfluss die Tatbegehung weiterhin in erheblichem Umfang“, betont die Kriminalstatistik. Auch bei Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen gibt es ein deutliches Plus von 14,3 Prozent – das sind insgesamt 2418 Fälle. Die Ausnahme in diesem Bereich stellen Raubdelikte (43.009 Fälle) dar, die um 3,7 Prozent zurückgingen.
Weniger Diebstahlsdelikte als im Vorjahr
Bemerkenswert ist eine Kennziffer aus einem anderen Kriminalitätsfeld, die aber dazu passt. Beim Delikt „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ wurde ein Anstieg um elf Prozent auf 24.362 Fälle festgestellt. Bei dem darin enthaltenen Tatbestand „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“, meist Polizisten, wurde eine Zunahme um 9,1 Prozent auf 22.569 Fälle registriert.
Abgenommen haben die Diebstahlsdelikte, die nach wie vor einen Anteil von fast 40 Prozent aller Straftaten darstellen. Ihre Zahl sank um 4,4 Prozent auf insgesamt 2,37 Millionen Fälle. So verzeichnete die Polizei ein Minus von 3,3 Prozent beim Ladendiebstahl (378.448 Fälle) und zwei Prozent weniger Taschendiebstähle (164.771 Fälle).
Die Zahl der Kfz-Diebstähle sank nur leicht um 0,3 Prozent. Republikweit wurden 36.388 gestohlene Autos gemeldet. Der Fahrradklau liegt weiter auf einem hohen Niveau. Die Zahl sackte aber auch etwas ab, um 0,8 Prozent auf 332.486 Fälle.
Es sind aber mehr Sachbeschädigungen an Kfz von der Polizei aufgenommen worden (plus 1,6 Prozent, 216.804 Fälle). Bei der „Sachbeschädigung auf Straßen, Wegen und Plätzen“ hat sie einen deutlichen Anstieg verzeichnet – um 5,2 Prozent auf 156.790 Fälle.
Elf Prozent mehr Verdächtige ohne deutschen Pass
Die Zahl der Tatverdächtigen bei der Gesamtkriminalität ist gegenüber dem Vorjahr geringfügig auf 2,36 Millionen gesunken – ein Minus von 0,3 Prozent. Umgekehrt verhält es sich bei den „nicht deutschen“ Verdächtigen, wie sie in der Statistik heißen: Hier waren es 953.744 Personen, was eine Zunahme um 4,6 Prozent bedeutet.
Rechnet man aber die ausländerrechtlichen Verstöße, etwa gegen das Aufenthaltsrecht, bei den Straftaten heraus, ist die Zahl solcher Verdächtigen mit 616.230 wesentlich geringer. Dennoch nahm diese aufgrund der erheblich gestiegenen Zuwanderung um fast elf Prozent zu.