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Apr 12

Kurz vor der Wahl – Armutsforscher warnt: Teile von Nordrhein-Westfalen könnten abdriften

Ein Armutsforscher warnt davor, dass Teile von Nordrhein-Westfalen abdriften könnten – ähnlich wie in den verarmten französischen Vorstädten. In den sogenannten Banlieues kommt es immer wieder zu Auseinandersetzung zwischen perspektivlosen Jugendlichen mit Migrationshintergrund mit der Polizei.

Der Armutsforscher Eric Seils vom gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut sagte jetzt der „Welt“, ähnliches könne in NRW passieren, wenn nicht gegengesteuert werde. Es drohe „die Entstehung einer dauerhaften Migranten-Unterschicht, die kaum Aufstiegschancen besitzt, von der Mehrheit abgekoppelt lebt und unterbeschäftigt ist“. Die Lage dort könne „konfliktträchtig“ werden, warnte er. Und zwar dann, wenn sich diese Gruppe auf Dauer „nicht nur materiell, sondern oft auch ethnisch und kulturell von der wohlhabenderen Mehrheit“ unterscheide“.

In Nordrhein-Westfalen galten Migranten 2015 als stärker armutsgefährdet als Menschen ohne Migrationshintergrund. Das ergibt sich aus Daten des Mikrozensus. Armutsgefährdet heißt, dass man weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens zur Verfügung hat.

In den ersten Jahren in Deutschland sind Migranten besonders armutsgefährdet

In einer Studie zu Armut und Migration schreibt Forscher Seils allerdings, dass er durch die Flüchtlingskrise keine „Verarmung der einheimischen Bevölkerung“ befürchtet. Das Armutsrisiko der Gesamtbevölkerung sei nämlich seit 2011 praktisch nicht gestiegen, während es bei Menschen mit Migrationshintergrund zugenommen habe. Insgesamt habe die Armutsquote damit nur leicht zugenommen.

Besonders von Armut gefährdet sind laut Seils Migranten, die noch nicht lange in Deutschland leben. Mit den Jahren sinke das Armutsrisiko, weil mehr Menschen unter den Migranten eine Arbeit finden. Allerdings funktioniert das nicht automatisch: Je nach Herkunftsland, Bildung und Sprachkenntnissen fänden Migranten leichter oder schwerer Arbeit. Von den Migranten, die schon seit mehr als 25 Jahren in Deutschland sind, lebe heute mehr als jeder Fünfte unterhalb der Armutsgrenze.

Quelle: Focus

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