In Ostdeutschland hat es die Bundeskanzlerin nicht leicht: Bei Auftritten wird sie oft mit Buh-Rufen und Pfiffen empfangen. In Bitterfeld wollte der AfD-Kreisverband Merkel „die rote Karte zeigen“.
Ostdeutschland bleibt für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Wahlkampf ein schwieriges Pflaster. Bei einer Veranstaltung in Bitterfeld-Wolfen, im südöstlichen Sachsen-Anhalt, wurde die CDU-Vorsitzende am Dienstag mit viel Beifall, aber auch lauten Buh-Rufen und Pfiffen empfangen. „Hau ab, hau ab“, schallte es ihr zu Beginn ihrer Rede entgegen. Die fusionierte Stadt Bitterfeld-Wolfen gilt als eine AfD-Hochburg. Bei der Landtagswahl 2016 erhielten die Rechtspopulisten aus dem Stand heraus 31,9 Prozent der Stimmen – so viel wie nirgendwo sonst in Sachsen-Anhalt.
Auch schon bei anderen Auftritten in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen hatten Demonstranten die Kanzlerin mit Pfeifkonzerten, Buh-Rufen und Plakaten mit Parolen wie „Merkel muss weg“ empfangen. Am vergangenen Samstag hatte Merkel dazu in Quedlinburg gesagt: „Manche glauben, dass man die Probleme der Menschen in Deutschland mit Schreien bewältigen und lösen kann. Ich glaube das nicht und gehe davon aus, die Mehrheit heute hier auf diesem Platz auch nicht.“
Mit Protesten war in Bitterfeld schon gerechnet worden. Der AfD-Kreisverband Anhalt-Bitterfeld hatte auf seiner Facebook-Seite zu Protesten gegen den Auftritt der Kanzlerin aufgerufen. Unter dem Motto „Merkel die rote Karte zeigen“ rief die Partei dazu auf, „mit uns die Kanzlerin zu begrüßen und ihr zu zeigen, was wir von ihrer Politik halten“.
Bitterfeld-Wolfen galt bis zur Wende 1989 als dreckigste Stadt Europas, hat sich seitdem aber sichtbar gewandelt. Anstelle maroder Chemiebetriebe, die in dem Ruf standen, die Umwelt zu verpesten, gib es heute moderne mittelständische Produktions- und Dienstleistungsfirmen. Die Stadt hat nach dem Fall der Mauer aber vor allem junge Menschen verloren, die zur Ausbildung in den Westen Deutschlands zogen.