Ein muslimisches Gräberfeld wird es in Oberhaching, zumindest in den nächsten Jahren, nicht geben. Der Hauptausschuss hat sich in seiner jüngsten Sitzung dagegen entschieden.
Oberhaching – Auf die harmonische Gestalt des Friedhofs Oberhaching hat der Gemeinderat bei der Gestaltungssatzung in den 1970er Jahren das Hauptaugenmerk gerichtet. Das gilt bis heute, und nicht nur für die äußere Form. Die Toleranz gegenüber anderen Konfessionen ist hier eine selbstverständliche Grundlage. Dazu gehört auch, dass es keine konfessionsgebundenen Grabfelder geben soll. Also ganze Bereiche, in denen Andersgläubige ausgeschlossen werden. Genau diesen Wunsch hatte jetzt eine islamgläubige Familie gegenüber Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) geäußert. Der Haupt- und Finazausschuss erteilte dem Ansinnen eine klare Absage.
Der Friedhof Oberhaching ist kreisrund orientiert und zur Mitte hin ausgerichtet wie ein Zirkel. Jedes Grabfeld hat eine eigene Ausrichtung. In einem Feld ist Urnenbestattung möglich, im anderen eine anonyme, im dritten eine Baumbestattung, wie Bürgermeister Schelle gegenüber dem Münchner Merkur erklärt. Auf den Wunsch der trauernden Angehörigen wird in Oberhaching selbstverständlich Rücksicht auf das Bestattungsritual genommen. Eine muslimische Bestattung mit eigenen Ritualen (sofern mit sie mit den geltenden Gesetzen vereinbar sind) ist genauso möglich wie bei jeder anderen Religion. Die Verstorbenen werden, wie Bürgermeister Schelle weiß, so beerdigt, dass sie auf der Seite liegend nach Mekka schauen. „Das ist auch kein Problem. Auf unserem Friedhof sind immer Gräber frei sind, die dorthin ausgerichtet sind.“
„Steht im Koran eine Metervorgabe?“
Alles schön und gut. Die muslimische Familie beanspruchte jedoch ein ganzes Gräberfeld. Darin solle alles in Richtung Mekka ausgerichtet sein. Das widerspreche dem Grundkonzept in Oberhaching mit offener Struktur, wie der Ausschuss argumentiert. Außerdem sollten, so Schelle weiter, in unmittelbarem Umkreis zum diesem Gräberfeld keine Ungläubigen bestattet werden dürfen. „Da wird es dann schwierig.“
Die Familie hatte zum Termin im Bürgermeisterbüro einen muslimischen Bestatter dabei, der einen gewissen Abstand zu den restlichen Gräbern einforderte. Dafür hatte der Bürgermeister kein Verständnis. Schelle fragte nach: „Ist der Abstand zum jüdischen Mitbürger weiter als zum christlichen oder zu jemanden, der aus der Kirche ausgetreten ist? Oder steht im Koran eine Metervorgabe? Dass etwa bei 2,80 Meter Tiefe auch ein entsprechender Abstand von 2,80 Meter sein muss?“
Eigene Gräber-Bereiche für Muslime in München und Ottobrunn
Die Familie ließ sich durch die Nachfragen nicht von der Forderung abbringen und verwies auf ähnliche Anordnungen von Grabfeldern in München. Am Waldfriedhof- sowie am West- und Südfriedhof haben Muslime eigene Bereiche für sich. Seit zwei Jahren gibt es sogar ein muslimisches Grabfeld in Ottobrunn. In der Gemeinde leben mehr als 1200 Islamgläubige. Die Gemeinde wollte mit dieser Geste, also dem separaten Feld, demonstrieren, dass die Muslime dazu gehören. Allerdings wurde das Angebot kaum nachgefragt. Nach Auskunft des Standesamtes ist binnen zwei Jahren seit Einrichtung lediglich ein Grab belegt worden.
Der Oberhachinger Bürgermeister versteht unter dem „Dazugehören“ in der Gemeinde etwas anderes. Die Forderung nach einem eigenen Grabfeld jedenfalls hält er für übertrieben: „Wenn in einem ganzen Viertel nur Muslime beerdigt werden, dann bekommen wir ein Problem. Dann habe ich morgen die Buddhisten an der Backe. Und übermorgen heißt es: Da hinten ist der katholische Teil, und nebenan der evangelische.“ Im Übrigen seien sich die Muslime untereinander auch nicht unbedingt einig, also etwa die Schiiten mit den Sunniten, den Aleviten und den Wahabiten.
Schelle fasst zusammen: „Alleinansprüche auf Gräberfelder, das ist mit uns nicht zu machen. Es gehört zur Religionsfreiheit, dass man die andere Religion neben sich toleriert. Es muss ja auch der Christ tolerieren, dass neben ihm ein Muselmane liegt.“