Mit 14 Jahren musste eine Rumänin ihren Körper an Freier in ganz Europa verkaufen. Das Geld steckte ihr 27-jähriger Freund ein. Er wurde in Kriegshaber festgenommen.
Ich habe sie doch geliebt“, beteuert der Angeklagte, ein Rumäne, 27 Jahre alt. Er legt wie zum Beweis dafür eine ganze Reihe von Farbfotos auf den Richtertisch. Erinnerungen an schöne Zeiten mit seiner Freundin Bianca. Doch Bianca lernte auch die weniger schöne Seite des Mannes kennen.
Aus Liebe ging sie für ihn auf den Strich: Mit gerade einmal 14 Jahren musste sie Freier in einem Massagestudio im italienischen Turin befriedigen, wenig später wartete sie auf einem Straßenstrich in Rom auf Kunden. Bianca war 15, als sie – auf einer verfälschten Identitätskarte um Jahre älter gemacht – durch Nacht-, Sauna- und FKK-Clubs in ganz Deutschland tingeln musste. Das Geld, das sie durch die Prostitution verdiente, sackte der Angeklagte ein.
Bianca, die fortan unter den Pseudonymen „Betty“ oder „Beatrice“ zeitweise auch in der Schweiz arbeitete, durfte lediglich ein paar Euros oder Franken für Essen und Zigaretten für sich behalten. Im März 2016 wurde der Rumäne von der Polizei in einer Wohnung in Kriegshaber festgenommen. Seitdem saß er in Untersuchungshaft. Bianca, jetzt 17 Jahre alt, lebt wieder in ihrer rumänischen Heimat. Im Prozess vor dem Amtsgericht macht Staatsanwältin Birgit Milzarek dem Rumänen erhebliche Vorwürfe: schwerer gewerbsmäßiger Menschenhandel, ausbeuterische Zuhälterei und Anstiftung zur Urkundenfälschung. Der Angeklagte habe seine mittellose und ihm ausgelieferte Freundin, die anfangs sexuell unerfahren war, in diverse Sex-Praktiken eingeführt, sie überwacht und die Preise festgelegt, die Freier zahlen mussten. Der Prozess hätte schon im Dezember über die Bühne gehen sollen. Doch entgegen einer Absprache hatte der Rumäne dann doch alle Vorwürfe bestritten. Der Prozess platzte.
Geständnis des Angeklagten: Zwei Jahre und neun Monate Haft
Jetzt folgte im zweiten Anlauf die Kehrtwende – nach etlichen Gesprächen mit seinem Pflichtverteidiger Nicol Lödler. Und nachdem Richter Bernhard Kugler eindringlich darauf hinwies, dass der Fall ohne Geständnis auch beim Landgericht landen könne – mit der Folge einer möglicherweise höheren Haftstrafe. Die Anklage sei richtig, räumte der 27-Jährige ein. „Ich habe viel nachgedacht. Das Leben war nicht so, wie ich mir es vorgestellt habe. Es war alles meine Schuld. Ich muss dafür bezahlen.“ Er werde, so versprach er, in Zukunft einen „guten Weg gehen“, eventuell als Fußballtrainer für Kinder arbeiten. Vor seiner Verhaftung hatte der Angeklagte als Amateurspieler im Raum Augsburg gekickt.
Nach einem vereinbarten „Deal“ wurde der Rumäne zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Sanktioniert wurden nur Taten, die in Deutschland geschahen. Weil der Angeklagte Ausländer ist, hätten die italienischen und Schweizer Behörden selbst ermitteln und ein Auslieferungsersuchen stellen müssen, was aber nicht geschah.